nach einer Informationsveranstaltung und Protesten wurde die neue Lösung entwickelt. Baier steht vor einer großen Herausforderung. Zahlreiche neue Bauprojekte entstehen derzeit in Schwechat. „Die Leute, die hier wohnen, ebenso glücklich zu machen wie jene, die herziehen, ist nicht immer einfach“, sagt sie, „das Heizwerk hätte den bisherigen Einwohnern Staub und Lärm gebracht, den Neuen hingegen billige Energie.“ Durch die neue Gärwärme-Variante bleibt Staub und Lärm aus – und die Heizkosten für neue Bewohner werden nicht teurer. „Das ist essentiell für das Zusammenleben in der Stadt und für die Region“, weiß Baier, die selbst nur eine Gasse vom Bauprojekt entfernt wohnt. „Denn wenn du beim täglichen Spaziergang dauernd LKW siehst, die das Biomasse-Heizwerk beliefern, fällt es dir wohl schwerer, die neuen Nachbarn mit offenen Armen zu empfangen.“ Das Konzept der Brau Union Österreich und der EVN trägt also zum harmonischen Zusammenleben in der Stadt bei – und rettet gewissermaßen den sozialen Frieden zwischen den „neuen“ und „alten“ Schwechatern.
Keine Ausnahme, sondern die Regel
Schwechats Bürgermeisterin ist überzeugt von der Lösung, weil es dafür bereits ein Best-Practice-Beispiel gibt. „In Puntigam wurde so etwas ja bereits umgesetzt, und dort klappt alles, das ist auch für uns gut zu wissen“, sagt Baier. Denn auch zwei Fahrstunden von Schwechat entfernt entsteht in dem Grazer Stadtteil gerade ein neues Wohnprojekt, bei dem die Brau Union Österreich mitmischt. Auf 65.000 Quadratmetern Nutzfläche werden hier 2.000 Menschen im sogenannten Brauquartier wohnen und teilweise auch arbeiten. Auch hier wird die Wärmeversorgung nach demselben Prinzip wie in Schwechat funktionieren. Die Wärme für die Heizung und das Warmwasser der künftigen Bewohner stellt die Kelag Wärme GmbH aus Abwärme der benachbarten Brauerei Puntigam bereit, wo mehr als eine Million Hektoliter Bier jährlich gebraut wird. Wie funktioniert das genau? Die Vergärung der Brauwürze muss gekühlt werden, die dabei entstehende Abwärme wurde bisher an die Umwelt abgegeben. Nun wird sie für die Wärmeversorgung des benachbarten Brauquartiers genutzt – nachhaltig und nachbarschaftlich. Die Abwärme aus der Brauerei Puntigam wird mit Wärmetauschern aus der Kühlanlage ausgekoppelt. Ein Teil der Abwärme hat 75 Grad Celsius und kann direkt genutzt werden, ein weiterer Teil hat eine niedrigere Temperatur. Deswegen wird unterstützend eine Wärmepumpe eingesetzt, um auch diesen Teil auf die nötige Temperatur von 50 bis 75 Grad zu erhöhen, bevor sie zu den Kunden geleitet werden kann. „Die Idee für dieses einzigartige Projekt ist aus einer langen Zusammenarbeit mit der Kelag Wärme GmbH entstanden“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Brau Union Österreich, Magne Setnes.
Seit Februar 2018 ist diese innovative Lösung in Betrieb, investiert wurden 1,5 Millionen Euro. Im Endausbau wird die Kelag Wärme 3,8 Millionen Kilowattstunden Wärme pro Jahr liefern. „Wir sind stolz auf dieses gemeinsame Projekt, auf die innovative und kreative Idee, die anspruchsvolle Konzeption und die Umsetzung mit unseren Partnern“, sagt Geschäftsführer Adolf Melcher. Ausschlaggebend dafür war das gemeinsame Know-how von Brau Union Österreich, Kelag Wärme und C&P Immobilien, die das Bauprojekt umsetzen. Für Kelag sei es wichtig, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, von denen alle profitieren, die Menschen, die Umwelt und die Unternehmen. Melcher: „Das verstehen wir unter gelebter Verantwortung.“
Eine bessere Welt brauen
So sieht das auch Magne Setnes, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich. Tatsächlich sind die Projekte in Schwechat und Puntigam nicht etwa eine Ausnahme, sondern Teil einer umfangreichen Nachhaltigkeitsstrategie. „Viele unserer Projekte in diesem Bereich sind wegweisend, wie etwa unsere Grüne Brauerei Göss, wo das Bier zu hundert Prozent nachhaltig gebraut wird“, sagt Setnes. Man ist sich bewusst, dass man als größtes Brauereiunternehmen Österreichs große Verantwortung gegenüber Umwelt, Gesellschaft, Kunden, Konsumenten und Mitarbeitern trägt. „Bier ist schließlich ein Naturprodukt, es besteht aus Rohstoffen, die eine intakte Umwelt voraussetzen“, sagt Setnes, „daher ist uns, neben unserem Einsatz für Mitarbeiter und Gesellschaft, der Umwelt- und Klimaschutz ein großes Anliegen.“
"Bier ist ein Naturprodukt, es besteht aus Rohstoffen, die eine intakte Umwelt voraussetzen, daher ist uns der Umwelt- und Klimaschutz ein großes Anliegen."
Magne SetnesVorstandsvorsitzender, Brau Union Österreich
'Brewing a Better World' nennt sich die Nachhaltigkeitsinitiative von Heineken, der sich die Brau Union Österreich verschrieben hat", erklärt Gabriela Maria Straka, Leiterin der Unternehmenskommunikation. „Am Weg zu diesem Ziel, eine bessere Welt zu erschaffen, werden immer wieder Vorzeigeprojekte konzeptioniert, umgesetzt und vorgestellt, die für nachhaltige Bierkultur stehen“, sagt Straka, „dafür wurde die Brau Union Österreich auch bereits mehrfach international und österreichweit ausgezeichnet.“