Lange hat es gedauert, bis sich Helmut Kunz’ Traum vom Anwalt erfüllt hat. Erst mit 38 Jahren hat er sich zum Jus-Studium eingeschrieben. Sein Werdegang zeigt: Es zahlt sich aus, seine Träume nie aus den Augen zu verlieren.
Helmut Kunz ist kein Rechtsanwalt aus der Retorte. Einerseits traut er sich auch ohne Sakko und Krawatte aus dem Haus, andererseits ist sein Lebenslauf nicht der eines 08/15-Rechtsanwalts. Oder wie er es formuliert: „Es gibt halt nur einen Helmut Kunz.“
Geboren ist Kunz in Salzburg. Während seiner Kindheit verbrachte er drei Jahre in einem Waisenheim. „Zu einer Zeit, als es dort noch ziemlich rau zugegangen ist.“ Er wird adoptiert, kommt in eine neue Familie. Der Vater arbeitet in der Textilbranche, die Mutter ist Hausfrau. Kunz absolviert die Hauptschule, macht die HAK-Matura. Währenddessen geht das Geschäft des Vaters den Bach runter. „Obwohl ich bereits während der Hauptschulzeit gewusst habe, dass ich Rechtsanwalt werden will, stieg ich auf Drängen meiner Eltern in die Textilbranche ein. Ich musste Geld verdienen, für mich und meine Eltern. Dafür hatte ich auch Verständnis.“ Kunz wurde Handelsvertreter für Textilien. „Ich habe meinen Job nicht gehasst, aber ich wollte nach wie vor Rechtsanwalt werden.“
Das Warten hat sich ausgezahlt
Noch als Vertreter lernt Kunz seine Frau kennen. Die beiden heiraten, kaufen ein altes Haus im Mühlviertel und gründen eine Familie. „Meine Frau hat während der Karenz eine Ausbildung zur Psychotherapeutin absolviert und eine eigene Praxis eröffnet. Die hat richtig eingeschlagen und dadurch hatten wir plötzlich finanzielle Freiheiten.“ Kunz nutzt die Chance und schreibt sich als 38-Jähriger zum Jus-Studium an der Linzer Johannes Kepler Universität ein.
Mittlerweile ist Kunz arrivierter Rechtsanwalt und hat sich auf Familien-, Scheidungs- und Erbrecht spezialisiert. „Eine dauernde Gratwanderung“, wie er verrät. „Ich muss einerseits die Interessen meines Mandanten vertreten, andererseits muss ich mich, etwa bei einer Scheidung, auch in den Ex-Partner hineinversetzen, um eine Eskalation des Streites zu vermeiden. Denn einen Rosenkrieg will keiner der Beteiligten. Diesen Interessensausgleich bekomme ich ganz gut hin, das ist meine Stärke.“ Fad wird ihm dabei nicht, denn „jeder Fall ist anders“.
Mit Kopf, Herz und Bauch
Interessant ist auch die psychologische Komponente. „Eine Scheidung ist die Ultima Ratio. Die Entscheidung dafür muss von Kopf, Herz und Bauch gleichermaßen getroffen werden. Wenn ich den Eindruck habe, dass das nicht so ist, nehme ich den Fall nicht an. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, ob die Ehe noch eine Chance hat. Außerdem hilft mir bei dieser Arbeit meine Ausbildung als Beziehungscoach.“ Ob ihn das nicht zynisch und depressiv mache, dauernd Scheidungen auf dem Tisch liegen zu haben? „Nein, denn eine Trennung kann etwas sehr Konstruktives sein. Den Beteiligten geht es nachher oft besser, vor allem wenn es ihnen gelingt, auf die gemeinsame Zeit ohne Groll zurückzuschauen.“
Eine ähnliche Gratwanderung ist das Erbrecht. „Das ist auf den ersten Blick einfach, auf den zweiten dafür umso herausfordernder. Auch hier geht es um Interessen. Oft bricht das bisher versteckte Gefühl der Bevorzugung unter Geschwistern beim Erbverfahren auf. Jeder will den Anteil, der ihm zusteht, gleichzeitig will aber keiner der Beteiligten das ganze Porzellan zerschlagen und die Gesprächsbasis zu seinen engsten Verwandten zerstören.“
Name / Helmut Kunz
Berufung / Rechtsanwalt
Alter / 62
Geburtsort / Salzburg
Wahlheimat / Haibach im Mühlkreis
Ich bin_ Rechtsanwalt mit Spezialisierung auf Familien-, Erb- und Scheidungsrecht.
Mein USP_ Es gibt nur einen Kunz. Alle schwierigen Zeiten, alle Erfahrungen, die ich machen musste und durfte, sind einmalig. Vor allem, weil ich mich auf Ehe- und Familienrecht spezialisiert habe, ist das ein Vorteil für meine Mandanten.
Die Zeit vergesse ich_ nie.
Meinem jüngeren Selbst würde ich sagen_ Alles wird gut!
In fünf Jahren_ sehe ich mich dort, wo ich auch jetzt bin. Ich fühle mich pudelwohl. Ich hoffe, dass ich mit zunehmendem Alter nicht zu abgeklärt werde und meine Empathiefähigkeit behalte. An die Pension denke ich noch nicht wirklich. Wenn ich fühle, dass es Zeit dafür ist, dann gehe ich.