83 Prozent aller Kinder in Österreich werden in der Karenz nur von Frauen betreut. Was wäre ein möglicher Hebel, dies zu ändern? Ganz eindeutig: Es braucht Vorbilder. Und zwar Väter, die in Karenz gehen und selbst miterleben, welche Herausforderungen dies mit sich bringt und wie wertvoll die Zeit mit den eigenen Kindern ist. Einer davon teilt seine Erfahrungen mit uns.
Sebastian Stiefelmeyer arbeitet als IT-Manager bei HOFER. Während der Schwangerschaft seiner Frau war er noch für ALDI SÜD in Deutschland tätig. Gemeinsam mit seinem Arbeitgeber fand er eine Lösung, die ihm die Rückkehr zu HOFER in Österreich, eine berufliche Weiterentwicklung und die Elternkarenz ermöglichte. Bei der Gründung ihrer Familie war es seiner Frau Iris und ihm besonders wichtig, dass ihr Kind im Familienverband aufwächst und sie ihm das Leben bieten können, das es verdient. Aus diesem Grund entschieden sie sich für das einkommensabhängige Karenzmodell, das es für Sebastian Stiefelmeyer möglich machte, nach der einjährigen Karenz seiner Frau selbst zwei Monate in Karenz zu gehen und sich um seinen Sohn zu kümmern. Für seine Entscheidung erfuhr er gesellschaftlich viel Zuspruch und lernte zu schätzen, „was andere Eltern alles leisten und unter einen Hut bringen“. Im Gespräch reflektiert er, was sich für ihn dadurch gewandelt hat, und gibt werdenden Vätern einen wertvollen Rat mit auf den Weg.
Wie reagierte Ihr berufliches und privates Umfeld auf die Pläne Ihrer Karenz?
Sebastian Stiefelmeyer: Durchwegs positiv. Teilweise auch etwas überrascht. Insbesondere kinderlose Kolleg:innen haben mich öfter gefragt, was ich denn für Pläne für meine Karenzzeit habe und was ich unternehmen werde.
Wie werden Sie die Betreuungszeiten nach Ihrer Karenz organisieren?
Sebastian Stiefelmeyer: Die ersten sechs Monate werden sicherlich eine Herausforderung, da wir erst ab September einen Kindergartenplatz für meinen Sohn haben. Nach meiner zweimonatigen Karenz wechselt meine Frau von Vollzeit auf Teilzeit und unsere Familie wird uns bei der Betreuung unterstützen.
Verspüren Sie als Vater einen großen Vereinbarkeitsdruck von Familie und Beruf?
Sebastian Stiefelmeyer: Ehrlicherweise nicht. Ich denke sogar, dass der Druck auf Väter geringer ist als bei Müttern. Als Elternteil muss man sich auf jeden Fall sehr gut mit seiner Partnerin beziehungsweise seinem Partner abstimmen und entsprechend planen.
Welche Dinge haben sich seit der Gründung Ihrer Familie beruflich am meisten verändert oder gewandelt?
Sebastian Stiefelmeyer: Durch die Gründung meiner eigenen Familie ist das Verständnis für Kolleg:innen mit Kindern viel größer geworden. Als Vater kann ich beispielsweise Abwesenheiten aufgrund einer Krankheit der Kinder, spontane Absagen von Meetings und Ähnliches besser nachvollziehen.
Würden Sie im Nachhinein betrachtet Dinge anders gestalten?
Sebastian Stiefelmeyer: Nein! Ich bin in der glücklichen Situation, ehrlich sagen zu können, ich würde alles wieder genauso machen.
Was würden Sie anderen Vätern raten, die gerne in Karenz gehen würden?
Sebastian Stiefelmeyer: Speziell beim ersten Kind würde ich jedem Vater empfehlen, die Karenz in Anspruch zu nehmen. Gesellschaftlich habe ich für meine Entscheidung viel Zuspruch erfahren und gleichzeitig schätzen gelernt, was andere Eltern alles leisten und unter einen Hut bringen. Wichtig ist für alle angehenden Väter definitiv die Organisation, sie ist das Um und Auf._
Speziell beim ersten Kind würde ich jedem Vater empfehlen, die Karenz in Anspruch zu nehmen.
Sebastian Stiefelmeyer
IT-Manager, HOFER