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Eine Ärztin mit Schneid

Karin Kronberger arbeitet seit März 2019 als Ärztin im Klinikum Kirchdorf. Daneben wurde die 25-Jährige kürzlich zu Europas bester Sensenmäherin gekürt. Die Ärztin mit der richtigen Schneid über einen großen Rückschlag, der zur Chance wurde, und wie sie von ihrem außergewöhnlichen Hobby im Beruf profitiert.

Mit acht Jahren hatte Karin Kronberger das erste Mal eine Sense in der Hand. „Ich habe das Sensenmähen von meinem Uropa gelernt, denn wir mussten jeden Tag Futtergras für unsere Ziegen mähen“, erinnert sich die 25-Jährige. Ziegen gibt es mittlerweile im Hause Kronberger in St. Konrad im Bezirk Gmunden nicht mehr – aber das macht nichts, denn Profisport-Sensenmähen sei ohnehin nicht für eine kleine Ziegenhaltung geeignet. „Wenn ich jetzt fünf Schwünge mit der Sense mache, ist schon viel zu viel Futtergras abgemäht“, erzählt die sympathische Sportlerin lachend. Bei der Europameisterschaft mähte sie in 39 Sekunden eine 35 Quadratmeter große Wiesenfläche und erreichte damit eine der schnellsten Zeiten, die jemals einer Frau bei einem Handmähwettbewerb gelungen ist. Sie benötigte mit ihrer Sense mit einem 130 Zentimeter langen Blatt und einem Stiel aus Aluminium 1,1 Sekunden für einen Quadratmeter. Zum Vergleich: Mit einer normalen Sense mit einem 70 Zentimeter langen Blatt und einem Holzstiel brauchen Geübte rund sieben Sekunden für einen Quadratmeter. Daneben geht es bei den Wettbewerben noch um Sauberkeit. Es sollte aussehen, als ob ein Rasenmäher am Werk gewesen wäre. Doch wie kommt man darauf, Sensenmähen als Profisport zu betreiben? Kronberger begann mit vierzehn Jahren mit Leichtathletik, gewann vier Staatsmeister- und 23 Landesmeistertitel. Wegen einer Achillesfersenverletzung konnte sie mit 21 Jahren nicht mehr weitermachen. Das Aus war schmerzhaft, aber Trübsal blasen ist nicht ihre Art: „Als mir das Ende in der Leichtathletik bewusst wurde, habe ich mich auf die Suche nach einer anderen Sportart gemacht.“ Als Kronbergers Bruder als Landjugendmitglied vom Sensenmähen erzählte, war für sie klar: „Das kann ich auch.“ Kurze Zeit später machte Kronberger bei den Mähtrainings für den anstehenden Bezirksentscheid mit. Nachdem sie diesen gleich gewonnen hatte, ging es innerhalb eines Jahres weiter zur Landes-, Bundes- und schlussendlich zur Europameisterschaft. Beim ersten Antritt 2017 belegte sie den vierten Platz, zwei Jahre darauf folgte der große Sieg.

„Sport macht ausgeglichener und psychisch belastbarer “

Die Sportverletzung brachte Kronberger aber nicht nur zu ihrem Hobby, sondern auch zu ihrem Beruf: „Ich hatte viel mit Sportverletzungen zu tun und während meiner Maturazeit habe ich dann den Entschluss gefasst, Sporttraumatologie zu machen.“ Das Fachgebiet beschäftigt sich mit der Diagnose und Behandlung von Sportverletzungen und -erkrankungen. Kronberger möchte daher die Facharztausbildung für Orthopädie und Traumatologie machen. Letzteres ist ein neuer Begriff für die Unfallchirurgie. Aktuell absolviert sie als Ärztin die dafür notwendige neunmonatige Basisausbildung im Klinikum Kirchdorf. Wenn Kronberger davon erzählt, merkt man, dass sie ihren Job mit mindestens genauso viel Freude und Engagement erledigt wie ihr Hobby. Das Sensenmähen sei der „perfekte Ausgleich“ zur beruflichen Tätigkeit: „Dabei trainiert man alles - Kraft, Ausdauer und Rumpfstabilität – und geht absolut an seine Belastungsgrenze. Wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag ins Training gehe, kann ich mich richtig auspowern und bekomme den Kopf wieder frei sowie neue Energie für den nächsten Tag.“

Denn der Arztberuf werde in Zeiten, in denen die Ambulanzen immer voller werden und gleichzeitig nicht mehr Personal eingestellt wird, belastender. Sport würde als Ausgleich zum beruflichen Alltag ausgeglichener und psychisch belastbarer machen. „Und für mich als angehende Unfallchirurgin ist es auch wichtig, dass ich körperlich fit bin, um die Belastungen bei den Operationen auszuhalten“, fügt Kronberger noch hinzu und erklärt, dass sie daher auch heute noch eine kurze Bergtour machen möchte. Die versteckte Andeutung, dass es jetzt wohl schön langsam Zeit sei, das Gespräch zu beenden, kommt an … Ja dann: Berg Heil und weiterhin eine gute Schneid.

Karin Kronberger

Karin Kronberger

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