Heute treffen wir uns auf dem Pöstlingberg, Sie sind aber derzeit in ganz Oberösterreich „on Tour“. Wohin geht’s als nächstes?
ACHLEITNERAls nächstes geht es in den Bezirk Rohrbach – einen unserer stärksten Bezirke mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in ganz (Ober-)Österreich. Ich freue mich auf erfolgreiche Gespräche mit den Unternehmerinnen und Unternehmern vor Ort, um zu erfahren, wo der Schuh drückt. Und umgekehrt, um über die aktuelle Lage zu sprechen und um eine Perspektive für die Zukunft zu geben.
Oberösterreich ist das Wirtschaftsbundesland Nummer eins in Österreich. Wie sichern wir uns langfristig die Goldmedaille?
ACHLEITNEROberösterreich hat sich vor der Krise schon als Wirtschafts- und Industrielokomotive Österreichs erwiesen. Durch die Vielfalt von den kleineren über die mittleren bis hin zu den Großbetrieben haben wir in der gesamten Breite gezeigt, dass wir sehr robust aufgestellt sind. Das ist auch der Grund, warum wir deutlich besser durch die Krise gekommen sind und uns jetzt eine Art Raketenstart aus dieser heraus gelungen ist. Das liegt an den vielen, vielen tüchtigen Unternehmerinnen und Unternehmern sowie den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und nicht zuletzt an der Innovationskraft dieses Bundeslandes, die sich gerade auch in Krisenzeiten einmal mehr gezeigt hat.
Wenn die Coronakrise eine Bergwanderung wäre, würden wir dann im Moment noch mühevoll den Gipfel erklimmen oder bereits entspannt bergab gehen?
ACHLEITNERNach dem Einbruch im Vorjahr haben wir durch viele Anreize wieder Fahrt aufgenommen. Mit dem Oberösterreich-Plan werden wir in den nächsten fünf Jahren insgesamt 1,2 Milliarden Euro investieren. Der Wirtschaftsmotor brummt auf Hochtouren und knapp 700.000 Menschen haben Arbeit – das bedeutet Rekordbeschäftigung. Aber klar ist: Das Virus ist noch nicht besiegt. Wir müssen alle vorsichtig bleiben und wie immer impfen, impfen, impfen, damit wir unser gesamtes altes Leben wieder zurückbekommen.
Die Wanderung ist also noch nicht zu Ende, aber der Weg wird weniger steinig?
ACHLEITNERWir sind auf einem sehr guten Weg. Was die gesundheitlichen Herausforderungen betrifft, haben wir hoffentlich das Gröbste hinter uns. Aber es ist noch nicht vorbei. Die Wirtschaft erlebt einen starken Aufschwung und die Unternehmen haben Aufträge. Dafür gibt es jetzt neue Herausforderungen, beispielsweise die Verfügbarkeit von Ressourcen. Aber insgesamt hat die Bewältigung dieser Krise deutlich schneller funktioniert als bei allen vorangegangenen.
Mit dem „Oberösterreich-Plan“ wurde das größte Unterstützungspaket der letzten Jahrzehnte geschnürt. Angesichts der sich bessernden Lage: Wie lange wird diese Förderung noch bestehen?
ACHLEITNERDen Oberösterreich-Plan haben wir mit allen Stakeholdern Oberösterreichs im letzten Jahr erarbeitet. Dafür wurden wir auch international beraten. Schlussendlich gab es folgende Prämisse: Wir investieren dort, wo wir sehr schnell eine große Wirkung erzielen – etwa beim Thema Infrastruktur und natürlich im gesamten Forschungs- und Entwicklungsbereich. Denn diese sind die Basis für Innovationen, welche wiederum Treiber der Wirtschaft in Oberösterreich sind.
Ihr Ressort wird auch als „Zukunftsressort“ bezeichnet. Was sind für Sie die wichtigsten Chancen, die es zu ergreifen gilt?
ACHLEITNERIm Zukunftsressort läuft alles zusammen, um die optimalen Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich setzen zu können. Damit die Wirtschaft ordentlich arbeiten, innovieren und florieren kann. Corona hat gezeigt, dass Selbstverständlichkeiten plötzlich in Frage gestellt wurden – Stichwort: „offene Grenzen“. Lieferketten, die auf der ganzen Welt verteilt sind, gerieten plötzlich ins Stocken. Dadurch gab es einen Bewusstseinsschub für die Digitalisierung – in Prozessen sowie Bestell- und Vertriebswegen. In diesem Bereich werden wir Schwerpunkte setzen. Umso bedeutender ist die neue Technische Universität für Digitalisierung und digitale Transformationen, an der wir intensiv arbeiten. Das sind Zukunftsfelder, die diesen Push, den Oberösterreich jetzt erlebt, nachhaltig absichern.
Unser Bundesland sei auf dem Weg zur Spitzenregion in Europa, liest man auf Ihrer Homepage. Wo stehen wir aktuell im europäischen Vergleich?
ACHLEITNERIm Ranking der vergleichbaren Industrieregionen Europas gibt es rund 85 Regionen quer durch Europa, die einander ähnlich sind. Vor einigen Jahren noch waren wir lediglich im Mittelfeld auf Platz 51. Im letzten Ranking gelang uns ein großer Sprung auf Rang 34. Wir wollen uns zunehmend im Spitzenfeld der europäischen Regionen weiterentwickeln. Das ist in erster Linie durch Forschung und Entwicklung und somit auch durch Innovation möglich.
Welche Neuerungen wird es in den zukunftsträchtigen Bereichen Digitalisierung, Energiewende und Breitbandausbau geben?
ACHLEITNERDie digitale Infrastruktur ist das Fundament der Wirtschaft. Als klares Ziel haben wir schnelles Internet in allen Regionen vorgegeben und sind hier auf einem guten Weg. Bei den Bundesförderungen konnten wir uns für Oberösterreich bereits mehr als das Zweifache dessen sichern, was uns eigentlich zustehen würde, da wir es mit Landesgeld weiter aufstocken. Zum Beispiel hat der Bund bei der Aufstockung des letzten Förder-Calls 185 Millionen Euro vergeben – 155 Millionen davon gingen nach Oberösterreich. Damit können hierzulande nun Projekte in 200 Gemeinden umgesetzt werden. So kommen wir auf einen Anteil von rund 83 Prozent aller Betriebe und Haushalte, die mit Internetleitungen mit einer Download-Geschwindigkeit von über 100 Mega-Bits pro Sekunde versorgt sind. Bei den Glasfaseranschlüssen bis zum Gebäude ist unser Tempo zweieinhalbmal schneller als in Niederösterreich und sogar fünfmal so schnell wie in der Steiermark.
Die Tourismusbranche erholt sich zunehmend. Was wird bei diesem Comeback entscheidend sein?
ACHLEITNERDer Tourismus war mit Sicherheit der Sektor, der am schlimmsten von der Coronakrise betroffen war. Es ist schön zu sehen, dass das Comeback im heurigen Sommer ein sehr starkes war. Die Menschen konnten sehen, was für ein wunderbares Urlaubsland unsere Heimat ist. Oberösterreich hat bereits einen hohen Anteil an inländischem Tourismus – mittlerweile deutlich über 60 Prozent. Das wird heuer wieder so sein. Der Wert des Tourismuslandes Oberösterreich ist in der Wahrnehmung der Gäste also deutlich gestiegen. Jetzt geht es darum, Corona im Griff zu haben. Damit die derzeitige Situation zum einen nachhaltig so bleibt und zum anderen die Wintersaison ebenfalls wieder eine möglichst normale wird.
Worauf dürfen sich Urlauber aus dem In- und Ausland künftig am meisten freuen?
ACHLEITNERInsgesamt hat der Tourismus in Oberösterreich eine ausgezeichnete Perspektive. Die Menschen schätzen alles, was Outdoor ist – sei es Fahrradfahren, Wandern, Bergsteigen – wie nie zuvor. Um das zu verstärken, laden wir das Ganze auch mit anderen Schwerpunkten, wie einer eigenen Kulinarikstrategie, auf. Diese soll dafür sorgen, dass die Kulinarik zum Buchungsmotiv für Urlauber in Oberösterreich wird.
Einige Athleten aus Oberösterreich konnten bei Olympia Medaillen gewinnen. Welche Zukunftsmaßnahmen werden für das Sportland Oberösterreich ergriffen?
ACHLEITNERDas Sportland Oberösterreich freut sich über alle Maßen. Es waren die erfolgreichsten Olympischen Sommerspiele seit 1936. Von den sieben österreichischen Medaillen wurden drei von oberösterreichischen Sportlern erzielt. Das ist wirklich eine große Freude und zeigt, dass sich unsere großen Investitionen auszahlen. Wir haben rund 6.000 Sportstätten in Oberösterreich und derzeit mehr als 100 Projekte in Umsetzung. Die starke Infrastruktur ist die Basis für den Breitensport. Aus diesem gehen letztendlich unsere Talente hervor. Ein großes Kompliment an alle Olympiateilnehmer aus Österreich.
Lassen Sie uns abschließend nicht nur gemeinsam einen Blick über Linz, sondern auch in das Oberösterreich von morgen werfen. Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
ACHLEITNERIn der Wirtschafts- und Forschungsstrategie wollen wir auf unsere Stärkefelder aufbauen. In gewissen Nischen können wir (Welt-)Marktführer werden. Im Bereich der Kreislaufwirtschaft haben wir mit großen Recyclingunternehmen und Produzenten im Kunststoffbereich eine gewaltige Breite und Tiefe. Wir investieren massiv in die Transformationsprozesse des Energiesektors und des Mobilitätssektors. Gerade die Automobilproduktion ist ein wesentlicher Standort- und Wettbewerbsvorteil Oberösterreichs. Alles, was Zukunft verspricht, wird in Oberösterreich gefördert und gefordert. Die Erfolgsformel bleibt: Innovation, Innovation, Innovation. Aus Upper Austria muss ein Qualitätssiegel für die ganze Welt werden._