Was haben die Geschäftsführerin von Spar Regio, die Bezirksvorstehende von „Frau in der Wirtschaft“ und die Vorstandsdirektorin der Linz AG gemeinsam? Genau! Alle drei sind Absolventinnen der Johannes Kepler Universität und die Karriereleiter hinaufgeklettert. Wie schafft man es als Frau in einer männerdominierten Wirtschaftswelt zu reüssieren?
Iris Grieshofer, Geschäftsführerin der Spar Regio-Kaffeerösterei, Bettina Stelzer-Wögerer, Gastronomin und Bezirksvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“ und Jutta Rinner, Vorstandsdirektorin der Linz AG für die Ressorts Konzernservice und Verkehr, wissen wie es geht.
Interessant und mutig
Eine Paradeformel für Erfolg gibt es nicht, Selbstvertrauen sei jedoch ein wesentlicher Faktor, ist Bettina Stelzer-Wögerer überzeugt: „Frauen müssen Vertrauen in ihr Können und ihre Fähigkeiten haben und sich etwas zutrauen.“ Eine gute Basis für ein ausgeprägtes Selbstvertrauen und den nötigen Mut, sich entsprechend zu präsentieren, sei ein interessanter Lebenslauf: „Dieser hilft beim Einstieg. Bei mir waren Sprachen, Auslandsaufenthalte und Praktika, etwa in Paris, Mailand und New York, ausschlaggebend. Es braucht natürlich auch Mut, sich für eine Stelle zu bewerben, bei der die Berufserfahrung fehlt“, so Iris Grieshofer. Auch Jutta Rinner sieht das berufliche (weibliche) Erfolgsgeheimnis in einer Kombination aus vielen Faktoren: „Für mich sind diese ein strukturiertes analytisches Arbeiten, Leistungs- und Einsatzbereitschaft sowie das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen.“ Ein wichtiger Tipp auf dem Weg in Führungspositionen sei zudem, sich bei Jobwechseln immer auf angemessene Art und Weise vom ehemaligen Arbeitgeber zu verabschieden: „Wichtig ist: Immer fair kündigen. Ich beispielsweise wurde drei Jahre nach meiner Kündigung bei Spar vom dortigen Vorstand gefragt, ob ich die Funktion als Geschäftsführerin von Regio Kaffee übernehmen möchte und war dann die erste Frau im Konzern in dieser Führungsebene“, so Grieshofer.
Authentisch gewinnt
Mit Erfolg – und zwar als Frau. Nicht als Frau, die versucht, wie ein Mann zu sein. „Ich sehe einen persönlichen Erfolgsfaktor darin, auch in Führungspositionen ‚Frau’ zu bleiben. Frauen haben in vielen Dingen einen anderen Zugang und Blickwinkel, sind emotionaler, intuitiver in ihren Entscheidungen und spüren zwischenmenschliche Töne oft besser“, appelliert Stelzer-Wögerer an den weiblichen Stolz. Zudem warnt sie davor, bei der Doppelbelastung Familie und Beruf nicht an seinen eigenen Erwartungen zu zerbrechen: „Vor allem Frauen neigen dazu, den Maßstab an sich selbst sehr hoch anzulegen. Das erzeugt zusätzlichen Druck und man ist nur selten mit sich zufrieden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Umstände blockieren und die doppelte Kraftanstrengung verlangen.“_
"Wir haben sehr erfolgreiche Absolventinnen. An der fehlenden Qualifikation kann es nicht liegen, dass Frauen beruflich weniger erfolgreich sind als Männer. Ich sehe es als zentrale Aufgabe der Kepler Society, diese ,Role Model‘ noch stärker vor den Vorhang zu holen."
Johannes PracherGeschäftsführer, Kepler Society
Bilanz
Mehr Anfängerinnen als Absolventinnen _Während 1.312 Frauen, also 53 Prozent, im Wintersemester 2015 an der JKU ein Studium begonnen haben, schlossen im selben Vergleichszeitraum knapp 48 Prozent der Frauen ihr Studium auch ab.
Die Luft nach oben wird dünn _Je höher der Bildungsgrad ist, desto geringer wird der Prozentsatz an Frauen. So haben im Jahr 2015 nur drei Frauen an der JKU habilitiert, während im Vergleich dazu elf Männern eine neue Lehrbefugnis erteilt wurde. Interessanterweise fanden die drei „weiblichen“ Habilitationen an der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät statt, jener mit dem geringsten Frauenanteil.
Frauen studieren schneller als Männer _Während Frauen durchschnittlich 12,4 Semester benötigen, lassen sich die Männer mit 13,2 Semester mehr Zeit.
Quelle _JKU Wissensbilanz 2015