Alternative Finanzierungsformen sind auf dem Vormarsch. Mit GEA-Inhaber Heini Staudinger und der Grünen Erde gibt es zwei bekannte Unternehmen, die sich mit Crowdfunding finanzieren, um von den Banken unabhängiger zu werden. Wie stehen Sie dazu?
PirkelbauerCrowdfunding ist für uns keine Konkurrenz und daher stört mich das nicht. Ich verstehe die Unternehmen – das ist eine tolle Sache für sie. Aber die Anleger sollten sich das gut überlegen. Bei Crowdfunding ist man einem ganz anderen Risiko ausgesetzt, als wenn man bei der Bank für seine Spareinlagen eine Verzinsung bekommt und diese das Risiko trägt. Darum wird Crowdfunding aber auch kein flächendeckendes Modell sein können, weil die Bereitschaft, sein Geld nach dem Motto „Es wird schon gut gehen“, anzulegen, nicht so hoch ist.
EckerBeim Crowdfunding steckt man sein Geld in eine Blackbox – man weiß nicht, was damit passiert –, es gibt keine gesetzliche Einlagensicherung.
Haben Banken in der Vergangenheit Fehler gemacht, die zu diesen Entwicklungen geführt haben?
EckerLaut Medienberichten war es etwa bei Herrn Staudinger schon eine Aktion aufgrund einer gewissen Unzufriedenheit. Aber wie schon gesagt, sowohl die Unternehmen als auch die Banken haben mittlerweile aus den neuen Richtlinien gelernt.
PirkelbauerHerr Staudinger hat gesagt, er habe nach Alternativen gesucht, weil er keine Finanzierung nach seinen Vorstellungen bekommen habe. Die Vorstellungen von Kunden und Banken gehen natürlich öfters auseinander …
Ecker… da sind wird dann wieder beim Bonitätsthema: Wenn die wirtschaftliche Situation des Unternehmers in Ordnung ist, ist die Kreditvergabe weniger ein Problem, als wenn diese schlecht ist. Unabhängig davon muss es aber ein Regulativ beim Crowdfunding geben, damit die Anleger geschützt sind. Es wäre ein Wahnsinn, wenn man hier eine Tür öffnen würde – dann hätten wir wieder dasselbe Thema, das man jetzt über Jahrzehnte bei den Banken regelt.
Von der Vergangenheit zur Zukunft: Die Bankenbranche befindet sich im Umbruch. Mit Ende 2017 ist der Fusionsprozess der selbstständig geführten Volksbanken zur Volksbank OÖ mit 30 Standorten abgeschlossen. Ist man nun für die Zukunft gerüstet?
EckerWir sind schon relativ gut unterwegs, wo andere Mitbewerber erst jetzt so richtig beginnen. Der Großteil unseres neuen Filialkonzeptes mit jeweils einem Berater für den Wohnbau, das Wertpapiergeschäft und das Kommerzgeschäft für Klein- und Mittelbetriebe in jeder Filiale ist abgeschlossen.
PirkelbauerUnsere Mitarbeiteranzahl von rund 500 werden wir in den nächsten zwei bis drei Jahren noch um zehn bis 20 Prozent reduzieren. Wir werden die Abläufe so verändern und automatisieren, dass wir die Kapazitäten noch mehr in Richtung Kundenberatung bringen – mit unseren jetzigen Standorten mit sechs bis sieben Mitarbeitern gelingt das nun wesentlich besser. Ob es bei den aktuellen 30 Standorten bleibt, wissen wir noch nicht. Wir müssen immer wieder eine betriebswirtschaftliche Rechnung aufstellen und schauen, ob die Struktur noch wirtschaftlich ist oder nicht.
„Beim Crowdfunding steckt man sein Geld in eine Blackbox – man weiß nicht, was damit passiert.“
Richard EckerVorstand, Volksbank OÖ
KMU-Milliarde
Die Volksbank stellt für 2017 bis 2019 eine „KMU-Milliarde“ zur Verfügung. Es soll österreichweit eine Milliarde Euro an Krediten mit einem gestützten Zinssatz für Unternehmen in den Bereichen Gewerbe, Großhandel, Handel, Fremdenverkehr, Freie Berufe, Land- und Forstwirtschaft sowie Verkehr platziert werden. Die Volksbank hat in Österreich einen Marktanteil von 24 Prozent bei KMU-Krediten.
120 Millionen Euro davon sind für die Volksbank OÖ eingeplant. Im ersten halben Jahr wurde davon rund ein Drittel platziert. „Wir gehen davon aus, dass wir unseren Anteil auf die vorgesehene Zeit platzieren werden“, sagt Vorstand Richard Ecker. Die Volksbank OÖ hat 8.000 KMU als Kunden. In den ersten neun Monaten 2017 hat die Volksbank OÖ mit acht Prozent Wachstum im gesamten Kreditgeschäft das Ziel von fünf Prozent überschritten. 2018 will man wiederum um fünf Prozent wachsen. Die Kredite gehen etwa zu einem Drittel an KMU, in den Immobilien- und den Wohnbereich.