Es scheint, als würden sich die Prioritäten der Autohersteller verlagern. Hubraum statt Wohnraum galt früher, Spoiler und Zierstreifen sind die Hingucker von gestern. Der Stern als Qualitäts- und Statussymbol. Daran haben wir Autos gemessen. Lange Zeit. Doch die Zeit dreht sich weiter, der Motor auch – nur welcher? Nach welchen Kriterien wir heute unsere Autokaufentscheidung treffen und wohin die Reise mit dem Auto noch geht.
Konnektivität, autonomes Fahren, In-Car-Entertainment, Elektromobilität. Nicht mehr die Power oder das Design stehen im Vordergrund, sondern das High-Tech-Innenleben. Selbstfahrende Elektroautos, die per Knopfdruck ihre Form verändern und die Fahrgastzelle an individuelle Bedürfnisse anpassen – was jetzt noch nach Science-Fiction klingt, könnte das Auto der Zukunft sein. Aber wann beginnt die Zukunft?
#Autonomes Fahren
Autonomes Fahren wird in fünf Stufen unterteilt, wobei die niedrigste Stufe 0 „Fahren ohne jegliche Unterstützung von Assistenzsystemen“ bedeutet. Die höchste Stufe 5 heißt, dass das Fahrzeug alle Fahrfunktionen in allen Situationen übernimmt. Aktuell befinden sich Serienfahrzeuge zwischen Level 2 und Level 3, was heißt: „Technisch wäre es bereits möglich, dass sich der Fahrer in bestimmten Situationen bereits länger vom Fahrgeschehen abwendet, rechtlich steht jedoch der Fahrer in der vollen Verantwortung, falls das System versagt“, sagt ÖAMTC-Landesdirektor Harald Großauer. Level 5 liegt laut Expertenmeinung noch weit in der Zukunft, zudem hinkt die Umsetzung in Europa der in Amerika oder Asien deutlich hinterher.Trotzdem: Es ist der Schlüssel in die neue Zukunft. Manche Autohersteller tüfteln zudem schon am berieselnden Entertainment während der Fahrt. Wie das gemeint ist? Der Fahrer soll lähmende Alltagsfahrten nutzen können, um zu arbeiten oder zu entspannen. Statt ambitioniert im Sportsitz an Streckenrekorden zu arbeiten, soll der Autofahrer künftig gemütlich im Loungechair mit einem Handwisch in der Luft etliche Funktionen ansteuern können. Diese abgefahrene Innovation nennt sich Gestensteuerung. „Teilweise steckt die Technik noch in den Kinderschuhen, wird aber durch Sammlung von anonymisierten Nutzerdaten laufend verbessert. Um die Absichten des Fahrers für die Gestensteuerung besser einschätzen zu können, vernetzen sich die Assistenzsysteme untereinander im Auto immer mehr“, so Großauer.
#Konnektivität
Eigentlich schon ein alter Hut, dass Autos im Grunde Smartphones auf Rädern sind. Sie haben eigene SIM-Karten, senden Daten ins World Wide Web und rufen welche ab und wollen uns damit das Leben erträglicher, leichter oder einfach schöner machen. Das Auto kennt alles, auch den Kalender. Anhand von Wetterdaten und Verkehrsaufkommen errechnet es den Weg zum Termin und schickt eine SMS an den Fahrer, wann der bestmögliche Zeitpunkt ist, um wegzufahren. Die Vision, die die Automobilindustrie derzeit hegt, ist relativ einfach: Alle Verkehrsteilnehmer, vom PKW über Motorräder, LKWs, Fahrräder bis hin zu Fußgängern und der gesamten Infrastruktur, sollen vernetzt werden. Denn die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur ist die Voraussetzung für das autonome Fahren.Die Vision, dass Autos miteinander reden und so den Verkehr von sich aus vorausschauend fließen lassen, ist auch davon abhängig, wie viele Fahrzeuge untereinander und mit der Infrastruktur kommunizieren. Hier entstehen ungeahnte Möglichkeiten – von der Reduktion von Unfällen bis hin zur Stauvermeidung: „Der Golf 8 verfügt als erstes Serienfahrzeug bereits über die V2X-Technologie. Umso mehr Verkehrsdaten von anderen Fahrzeugen zur Verfügung stehen, desto aussagekräftiger und besser funktioniert die Technik“, sagt Harald Großauer, der damit rechnet, dass diese in den nächsten Jahren immer relevanter wird.
#Elektromobilität
Was für ein Modewort. Und das, obwohl man sich seit dem beginnenden 20. Jahrhundert damit auseinandersetzt. Mittlerweile ist es so, dass jeder Hersteller, der etwas auf sich hält, eine Elektrovariante im Programm hat. Umweltfreundlich, leise und effizient sind die Verkaufsargumente. Trotzdem kämpfen die grünen Flitzer noch mit vielen Herausforderungen und sind teuer in der Anschaffung. Dass sich das Problem der Reichweite, der Batterieladezeit und der Ladesäulen stark verbessern wird, zeigt die Glaskugel von Infineon (Infineon Technologies ist ein weltweit führender Anbieter von Halbleiterlösungen): Wir blicken ins Jahr 2030. Nicht nur säumen mittlerweile smarte Laternen mit integrierter Ladefunktion in Abständen von 20 bis 50 Metern die Straßenränder von Städten und ländlichen Regionen. Auch befinden sich mittlerweile unterirdische Induktionsladespulen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Wartet beispielsweise das Elektroauto während einer Rotphase an einer Kreuzung, lädt die Induktionstechnologie die Batterie des Elektroautos in wenigen Minuten auf. Wenn die Zeit nicht reicht, wiederholt sich der Ladevorgang an der nächsten Induktionsspule. Somit verfügt die Batterie eines Elektroautos stets über genügend Strom. Bezahlt wird dabei kontaktlos per integriertem Chip, der mit einem 1.024-Bit-verschlüsselten Bitcoin-Wallet verbunden ist. Wow, was für eine Zukunftsmusik!
Die Expertenmeinung von ÖAMTC-Landesdirektor Harald Großauer dazu: „Technisch ist das grundsätzlich möglich und das ‚Internet of Things’ scheint die Zukunft zu sein. Schwieriger könnte sich jedoch die Entwicklung eines einheitlichen, gemeinsamen Standards zum Bezahlen via Blockchain und zum induktiven Laden von Fahrzeugen gestalten. Ein großflächiger Einsatz dieser Technologien scheint daher 2030 noch etwas verfrüht zu sein. Vielleicht stehen uns in ein paar Jahren bereits wieder ganz andere technische Möglichkeiten zur Verfügung und die oben angeführten Technologien sind schon wieder überholt. Eines ist aber sicher, dass die Zukunft der Mobilität deutlich elektrischer sein wird!“_