×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

Geschmackssache Verzicht

Wer Leberkäse mag, wird den von Gourmetfein wahrscheinlich lieben. Der oberösterreichische Lebensmittelproduzent geht einen völlig anderen Weg und setzt bei der Lebensmittelherkunft auf 100-prozentige Transparenz und Regionalität. Warum das die österreichische Landwirtschaft stärkt und wie sich Gourmetfein-Geschäftsführer Florian Hippesroither dafür einsetzt, erzählt er uns im persönlichen Gespräch.

Nach kurzer Irrfahrt durchs Hausruckviertel schaffen wir es schließlich doch, den Firmenstandort von Gourmetfein in Michaelnbach pünktlich zu erreichen. Zu übersehen ist das große Areal ohnehin nicht. Eingebettet in die beschauliche Landschaft ist es weit und breit das einzige Gebäude, das dermaßen heraussticht. Auf einer leichten Anhöhe scheint es fast so, als ob es über der Ortschaft Michaelnbach thront, wahrscheinlich sagt man auch deshalb „Leberkäs-City“ zu der knapp 1.300-Seelen-Gemeinde.

Hergestellt wird hier aber nicht irgendein Leberkäse. Seit der Gründung im Jahr 2004 hat sich das mittelständische Familienunternehmen auf die traditionelle Fertigung von hochwertigem Leberkäse sowie ausgezeichneten Wurst- und Fleischwaren spezialisiert. Gourmetfein ist das erste Unternehmen der Branche, welches das gesamte Sortiment zu hundert Prozent gentechnikfrei herstellt. Statt Soja aus dem Regenwald stammen hier 80 Prozent der verwendeten Futtermittel aus eigenem Anbau der Partnerbauern, der Rest kommt aus zertifizierten europäischen Quellen.

Schmecken Lebensmittel, deren Herkunft klar gekennzeichnet ist, besser? Ist der Leberkäse, dessen Rohstoff aus der Nachbarschaft kommt, leichter verdaulich? Das versuchen wir im Gespräch mit Gourmetfein-Geschäftsführer Florian Hippesroither herauszufinden.

Was macht den Leberkäse so besonders?

HIPPESROITHEREin Leberkässemmerl geht fast immer. Quer durch alle sozialen Schichten und Altersstrukturen. Gut, kalorientechnisch sind wir jetzt kein Beilagensalat, aber es schmeckt einfach köstlich. Wir produzieren fünfzehn Sorten standardmäßig und haben insgesamt ein Repertoire von über 25 Sorten, da ist für jeden etwas dabei. Seit der Gründung im Jahr 2004 ist uns Qualität wichtig. Wir haben damals schon nur AMA-Gütesiegel-Fleisch verwendet, haben auf die Zusatzstoffe geachtet und komplett auf Schummelstoffe, wie sie oft in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden, verzichtet. Wir wollten einfach ein ehrliches, g‘schmackiges, traditionelles Produkt herstellen.

Das Unternehmen ist aus einer kleinen, im Ort ansässigen Landmetzgerei entstanden. Wo stehen Sie heute?

HIPPESROITHER2004 hatte Gourmetfein fünf Mitarbeiter und rund 100 Tonnen Leberkäse jährlich produziert. Mittlerweile sind wir im Fleischverbund (Anm.: Gourmetfein übernahm 2019 knapp 75 Prozent des Fleisch- und Wurstproduzenten Zellinger aus Steyr) nicht ganz 200 Mitarbeiter und stellen am Standort Michaelnbach 100 Tonnen in vierzehn Tagen her. Im Jahr sind das knapp 3.000 Tonnen. Trotz unseres Wachstums haben wir aber nie unsere Linie verlassen.

Die da wäre?

HippesroitherWenn was Gutes reinkommt, kommt auch was Gutes raus. Das ist wie beim Kochen oder Backen. Wir haben uns ab 2014 noch mehr damit beschäftigt, wie unsere hochqualitative Ausrichtung weitergehen kann, und haben uns dazu entschieden, die Rohstoffversorgung von Schweine- und Rindfleisch selbst in die Hand zu nehmen. Wir wollten nicht mehr die verfügbare Ware am Markt kaufen, sondern mit den Bauern aus der Region enger zusammenarbeiten.

Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?

HIPPESROITHERDerzeit sind es 46 Schweine- und 200 Rinderbauern, die uns exklusiv beliefern. Neben strengen Auflagen wie Beschäftigungsmaterial, einer optimalen Belichtung und Belüftung gehört auch die gentechnikfreie Fütterung zu den Voraussetzungen. Die Bewirtschaftung der Wiesen und Felder ist zu 100 Prozent glyphosatfrei. Außerdem beträgt der Lebendtiertransport unter einer Stunde. Mit dieser völlig transparenten Ausrichtung können wir uns auch zu 100 Prozent identifizieren, weil wir damit eine Wertschöpfungskette aufgebaut haben, die vom Feld bis auf den Teller reicht. Somit können wir unseren Kundinnen und Kunden nicht nur das beste Produkt bieten, sondern auch eine Rückverfolgbarkeit, bei der man auf jeder Packung nachlesen kann, von welchem Bauern das Fleisch kommt.

Diese Transparenz und der persönliche Kontakt zu den Zulieferern gehört zu Ihrer gelebten Firmenphilosophie. Was bringt Ihnen das fürs Unternehmen?

HIPPESROITHERWir haben eine sehr enge Beziehung zu unseren Partnerbauern. Durch Corona wurde diese nochmal gestärkt. Wir machen das nicht als Marketinggag, sondern aus tiefster Überzeugung. Wir wollen, dass die österreichische Landwirtschaft gestärkt wird und ihr die Wertschätzung entgegengebracht wird, die sie verdient hat. Endverbraucher nehmen die Landwirte oft nur dann wahr, wenn zufällig der Traktor vor ihnen auf der Straße fährt. Am Ende des Tages sind das aber genau die Leute, die unsere Lebensmittel produzieren und einen wesentlichen Beitrag zur österreichischen Kulturlandschaft leisten. Wir sollten stolz auf die hervorragende Produktion in Österreich sein. Diese Wertschätzung gehört den Bauern gegenüber zum Ausdruck gebracht. Ich glaube, dass durch unsere Herkunftskennzeichnung der Stellenwert des Bauern, der mit seinem Namen auf jedem Produktetikett steht, deutlich gehoben wird.

Warum ist Ihnen die Herkunftskennzeichnung so wichtig?

HIPPESROITHERNur so können die österreichische Landwirtschaft und die heimischen Betriebe gestärkt werden und die Umwelt, das Klima und der Tierschutz positiv beeinflusst werden: So können sich Kunden im Geschäft bewusst für Produkte entscheiden, von denen sie wissen, woher die Rohstoffe darin kommen. Es wird viel zu oft nur darüber geredet – es wird Zeit, dass es endlich umgesetzt wird. Es ist eine der größten Chancen der österreichischen Wirtschaft, wenn diese Kennzeichnung implementiert wird. In den nächsten Jahren muss das Thema Herkunftskennzeichnung klar im Fokus stehen und auch seitens der Politik unbedingt vorangetrieben werden.

Welche sind das?

HIPPESROITHERIn die Gourmetfein-Produkte kommt ausschließlich Schweine- und Rindfleisch von unseren Partner-Bauern. Die Futtermittel sind zu 100 Prozent gentechnikfrei. Dazu muss man vielleicht auch wissen, dass jährlich rund 600.000 Tonnen gentechnisch verändertes Soja aus Südamerika importiert werden und in der heimischen Schweinemast eingesetzt werden. Das kann nicht unser Weg sein. Wenn wir uns schon Regionalität an die Fahnen heften, müssen wir auch unmittelbar beeinflussen, dass wir es anders machen._

Die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens.

Florian Hippesroither Geschäftsführer, Gourmetfein

Gourmetfein in Zahlen

Standortgröße4.700 m2 Gebäudefläche auf 22.738 m2 Grundfläche

Mitarbeiter am Standort200

Zulieferbetriebe aus der Region46 Schweine- und 200 Rinderbauern

Tiere, die jährich verarbeitet werdenrund 60.000 Schweine und 2.500 Jungstiere

#Ähnliche Artikel

Was kann uns noch retten?

Der CO2-Ausstoß und die Umweltbelastung stagnieren global auf viel zu hohem Niveau, die gesetzten Klimaziele werden konstant verfehlt. Können wir die schlimmsten Folgen des bevorstehenden Klimawandels noch abwenden; ist die Umwelt, wie wir sie kennen, noch zu retten? Darüber gibt es unterschiedlichste Meinungen bei Expert:innen. Eines haben Pessimist:innen und Optimist:innen in Forschung und Wirtschaft aber gemeinsam: Sie suchen unermüdlich nach Lösungen und Strategien, um klimaverträglicher agieren zu können.

ESGeht?!

„Environment, Social, Governance“ – fest steht: Die ESG-Kriterien beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche in Unternehmen. So weit, so gut. Aber was bedeuten die Ziele, Richtlinien und Standards wirklich für die Unternehmen des Landes und vor allem für den Industriestandort Oberösterreich? Darüber tauschten sich zentrale Entscheidungsträger:innen aus ganz Österreich beim diesjährigen „Advicum x MACHER Business Lunch“ aus. Robert Ottel, CFO der voestalpine, leitete mit seinem Input die Gespräche ein. Und spricht im Interview über Verantwortung und nachhaltige Veränderungen.

Die IT-Sicherheitslage in Österreich

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Cyberangriffe in Österreich laut einer Studie von KPMG und KSÖ um mehr als 200 Prozent gestiegen. Warum steigt diese Zahl an, wer sind die Opfer, wer die Täter:innen? Eine Analyse.

Was wir einen Politiker immer schon mal fragen wollten

Eine „Liebeserklärung an die Welt“ nennt Klimaschutz-Landesrat Stefan Kaineder seine grüne Politik. Wie häufig er dadurch Morddrohungen erhält? Ob ihn das entmutigt und wie er selbst privat auf mehr Nachhaltigkeit achtet? Er verrät es uns. Ein Politiker, zehn Fragen.

Bitte wenden!

Der Großteil der Wissenschaft ist sich einig: Wenn wir jetzt nicht alles daran setzen, die Klimaziele zu erreichen, kommt es zu einem heftigen Aufprall – den wir, aber vor allem unsere Nachfahren schon bald massiv zu spüren bekommen werden. Höchste Zeit also, um zu wenden. Aber wie? Und wie kann ein Industrieland wie Österreich gleichzeitig konkurrenzfähig produzieren und wesentlich zum Klimaschutz beitragen? Antworten darauf suchen wir in Haag in Niederösterreich. Dort führt Karl Ochsner in fünfter Generation das Unternehmen Ochsner Wärmepumpen. Und möchte alle dazu motivieren, ihren Beitrag zu leisten.

GREENdustrie, aber wie?

Der „Green Deal“ ist zu abstrakt? Vielleicht sind der „Green Steel“ und seine Vorteile für den Klimaschutz ja etwas greifbarer. Oder lieber doch CO2-Einsparungen dank Leichtbau und die Hebelwirkung von Künstlicher Intelligenz? Wir holen drei Innovationstreiber aus Österreich vor den Vorhang.

Wie ein Industrieland H2-fit wird

Damit befassen sich Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Oberösterreich seit geraumer Zeit. Mit der OÖ. Wasserstoff-Offensive 2030 will das Industriebundesland Nummer eins nun wasserstoffreicher werden, um den Standort noch zukunftsfitter auszurichten.

Was treibt Spitzenregionen an?

Was Oberösterreich für Österreich ist, das ist Katalonien für Spanien: DER Wirtschaftsmotor. Und da sind wir auch schon beim Thema: Wie läuft eben dieser Motor in Zukunft? Mit welchem Antrieb? Ja, das ist doppeldeutig gemeint. Also mit welchem technologischen Antrieb (und woher kommt die Energie dafür?). Aber auch mit welchen politischen und gesellschaftlichen Antrieben. Denn beide Regionen stehen vor der großen Herausforderung: Wie gelingt die Transformation? Und wie bleibt man dabei wettbewerbsfähig?

Auf kleinem Fuß

Wie von Elefanten im Schnee. So fühlen sich die Fußstapfen, die wir mit großem CO2-Footprint nachkommenden Generationen hinterlassen, manchmal an. Die Technologien rund um grünen Wasserstoff und E-Mobilität versprechen, unsere „Schuhgröße“ zu verkleinern. Drei Vorreiter, die auf diesen Gebieten mit gutem Beispiel vorangehen.

(Nicht) auf dem Holzweg

Bauen, und zwar nachhaltig, ressourcenschonend und für Generationen – ein Widerspruch? Für Helmut Möseneder, Geschäftsführer von Genböck Haus, keinesfalls. Er verrät uns im Gespräch, warum Holz schon immer der beste Baustoff für ihn war, auf welche Innovationen sein Unternehmen setzt und wie die kommenden Generationen den Fortbestand des Familienunternehmens sichern.

Reduktion aufs Maximum

Wenn die kreativen Köpfe zweier Unternehmen an einem gemeinsamen Projekt tüfteln, entsteht nicht selten Großes. Bei Salzer Formtech und GMS Gourmet war das Ergebnis der Zusammenarbeit eine nachhaltige und recyclebare Transportbox für „Essen auf Rädern“ aus expandiertem Polypropylen, die das Warmhalten des Essens garantiert, einfach zu reinigen und wiederverwendbar ist. Uwe Karner, Geschäftsführer von Salzer Formtech, berichtet über das gemeinsame Projekt und darüber, warum Kunststoff auch zur Nachhaltigkeit beitragen kann.

Wasser ist zum Waschen (nicht?!) da

Am Morgen kurz unter die Dusche hüpfen, schnell eine Maschine Wäsche anstellen und am besten noch darauf achten, dass man die täglich empfohlene Menge von drei Litern Wasser trinkt. Der Umgang mit dem so kostbaren Rohstoff ist nicht überall auf dieser Welt selbstverständlich.

Nachhaltige Mode als Employer Branding

Die individuell gestaltete Bekleidung von „Das Merch.“ soll Gemeinschaftsgefühl und Sichtbarkeit für Unternehmen und ihre Marken erzeugen, Gründer Klaus Buchroithner sieht das Textilienlabel auch als Employer-Branding-Tool. 95 Prozent der Artikel werden innerhalb der EU produziert, man setzt auf Nachhaltigkeit – in Zukunft soll das noch radikaler passieren.

„Nachhaltigkeit ist das drängendste Thema unserer Zeit“

Das Gründerservice der WKOÖ bietet Gründer:innen professionelle Hilfe vom Start weg – besonderes Augenmerk legt man derzeit auf Nachhaltigkeit. In Beratungsgesprächen zeigt sich: Immer mehr Menschen wünschen sich einen positiven gesellschaftlichen Einfluss als Kernziel ihrer Gründung. Durch neue Rahmenbedingungen wie das neue Lieferkettengesetz wird Nachhaltigkeit an niemandem vorbeigehen.

Dem Klima etwas zurückgeben …

… und Verantwortung übernehmen. Dazu wollen die Familienunternehmen SPL TELE Group und electrify gemeinsam mit der Invest AG als ihrem strategischen Partner einen Beitrag leisten. Nicht nur für ihr eigenes nachhaltiges Wachstum, sondern auch, um anderen Unternehmen den Umstieg zu ermöglichen.

C4-Sprengstoff, Dekarbonisierung und Batman

Gandhi, John F. Kennedy und andere inspirierende Persönlichkeiten schmücken mit ihren Zitaten so manchen Lebenslauf. „Ich habe einfach mal etwas anderes gesucht und es trifft auch den Kern dessen, was mir wichtig ist.“ Siemens-Digital-Industries-Leiter Michael Freyny verrät die Bedeutung seines Lieblingszitats aus „Batman Begins“ und spricht über die Herausforderungen der Industrie – dafür treffen wir uns nicht in Gotham City, sondern in der Siemens City in Wien.

Nachhaltiges Glas für eine grüne Zukunft

Recycling, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Mit dem Fokus auf diese drei nachhaltigen Grundpfeiler gestaltet die Stoelzle Glasgruppe ihren Weg zur Klimaneutralität. Das Familienunternehmen mit Tradition setzt auf klar formulierte Ziele und konkrete Maßnahmen, damit die Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 gelingen.

Von New York bis New Delhi …

… ist die österreichische Außenwirtschaft international erfolgreich und damit einer der stärksten Motoren für den heimischen Wohlstand. Auf Platz sechs unter den Pro-Kopf-Exporten in der EU nimmt das Exportland Österreich eine bedeutsame Rolle bei der Zukunftsfähigkeit des Kontinents ein.