Wer zu Fuß durch die Linzer Innenstadt geht und nach der Mozartkreuzung in die Rudigierstraße einbiegt, steuert wie gewohnt auf das imposante Gebäude der VKB zu. Doch irgendwas ist anders. Den bisherigen Schriftzug und das einst so kühle Blau sucht man an der Außenfassade inzwischen vergebens. Stattdessen springt ein sattes Grün sofort ins Auge und ein neues Logo ziert den neuen Auftritt der Regionalbank. Vorstandssprecher Markus Auer empfängt uns im siebten Stock, um uns auf die jüngste „Zeitreise“ in eine neue Ära mitzunehmen.
Mit Ihrem neuen Auftritt setzen Sie auf eine starke Symbolik: Grün als Farbe des Wachstums und als neues Logo ein „V“, das durch einen Betonrahmen bricht. Welche klare Botschaft sendet dieser Umbruch?
Markus Auer: In unserer 150-jährigen Geschichte waren wir stets die „Oberösterreicherin“ unter den Banken, dabei gab es weder vom Aufsichtsrat noch durch unsere Satzung eine Vorgabe, laut der wir uns einzig auf dieses Bundesland beschränken müssen. Bis Anfang 2021 war dennoch ein Vorstandbeschluss nötig, um Geschäfte in Niederösterreich zu machen, das gefühlt nur einen Steinwurf entfernt ist. Deshalb symbolisiert dieser Rahmen unsere bisherigen Einschränkungen, deren Grenzen wir nun sprengen – in Richtung Salzburg, Wien und der Steiermark.
Interpretieren Sie Grün auch als Farbe der Nachhaltigkeit?
Markus Auer: Darauf werden wir immer häufiger angesprochen, daher unser klares Statement: Wir haben uns bereits davor mit unserer Verantwortung in diesem Bereich auseinandergesetzt. Den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten, ist für die VKB eine Selbstverständlichkeit: von Papiereinsparungen über E-Autos bis hin zur Errichtung von Photovoltaikanlagen. Den Begriff Nachhaltigkeit definieren wir vor allem im erweiterten Sinne eines regionalen Wirtschaftskreislaufs, indem Unternehmen und Wohnträume aus den Spareinlagen der Kunden finanziert werden.
Veränderung nach außen bedeutet auch immer Veränderungen nach innen. Wie gehen die Mitarbeitenden mit dieser Zeitenwende um?
Markus Auer: An die neue Optik haben sich die meisten schnell gewöhnt, schließlich hat sie keinen direkten Einfluss auf den Arbeitsalltag. Was uns und damit auch unsere Mitarbeitenden hingegen bewegt, ist, dass die VKB für lange Zeit kein wirklich selbstbewusstes Auftreten hatte. Das soll und wird sich nun ändern. Jedoch ist das nur dann möglich, wenn alle daran glauben und mitziehen. Deshalb arbeiten wir gemeinsam daran – dann gelingt es uns auch, über die Grenzen des bisher Denkbaren deutlich hinauszugehen und uns positiv zu verändern.
Über die Grenzen hinausgehen ist ein gutes Stichwort. In Wien haben Sie bereits Fuß gefasst, im Sommer folgt Salzburg. Erleben wir in einigen Jahren die VKB in ganz Österreich?
Markus Auer: Aus heutiger Sicht würde ich dazu klar Ja sagen. Nur haben die vergangenen Jahre gezeigt, mit welcher Unsicherheit Prognosen in diesen Zeiten behaftet sind. 2021 haben wir ein Strategiepapier für 2025 ausgearbeitet, das wir schon zwei Jahre später stark adaptieren mussten. Damals ging man von Negativzinsen, vernünftigen Entwicklungen auf den Aktien- und Rohstoffmärkten sowie Frieden in Europa und einer stabilen Inflationsrate aus. Am wohlsten fühle ich mich daher, wenn wir zwar eine langfristige Vision, zugleich aber auch einen flexiblen Plan für das nächste Jahr haben. Und vorerst lautet dieser, neben den Filialen in Wien und Salzburg auch in der Steiermark Fuß zu fassen.
Sie haben die radikalen Veränderungen der vergangenen Jahre bereits angesprochen. Wie vereinbaren Sie Ihr geplantes Wachstum mit den multiplen Krisen unserer Zeit?
Markus Auer: Mit 29 VKB-Filialen haben wir andere Grundvoraussetzungen als Konkurrenten, die mehrere hundert Filialen in ganz Österreich unterhalten. Während diese auf die Veränderungen im Kundenverhalten zum Teil mit Filialschließungen reagieren müssen, erschließen wir in den besagten Bundesländern für uns völlig neue Märkte, die wir in Oberösterreich längst erfolgreich bedienen und nun in ganz Österreich für uns nutzen können. Hinzu kommt, dass wir uns über unsere Reserven ein starkes Rückgrat aufgebaut haben, das uns stabiles Wachstum ermöglicht.
Die Vorfälle in der Schweiz (Credit Suisse) und in den USA (Silicon Valley Bank) erschütterten zuletzt die Märkte – das Vertrauen in Banken steht auf dem Spiel. Auch in Ihre?
Markus Auer: Ganz und gar nicht. Durch unsere genossenschafltiche Eigentumsstruktur haben unsere Teilhaber:innen und Kund:innen ein hohes Maß an Sicherheit. Zudem ist unser Geschäftsmodell auf regionales Banking für den privaten und unternehmerischen Mittelstand ausgerichtet, wodurch ein hohes Maß an Vertrauen gegeben ist. Uns erschüttert das nicht.
Vor allem jungen Menschen bereitet es Sorgen, ob sie sich im heutigen Marktumfeld noch Eigentum leisten können. Können Sie als starker Partner für Wohnbaufinanzierung ihnen diese Sorgen nehmen?
Markus Auer: Es sind zwar die Baukosten und die Finanzierungskosten gestiegen, dafür steigen aber auch die Gehälter durch die Lohnrunden. Nachdem die Kostensteigerungen den Höhepunkt erreicht zu haben scheinen, merken wir schon seit einigen Wochen, dass die Nachfrage nach Wohnraumfinanzierungen wieder anzieht, wenn auch von einem niedrigen Niveau. Klar ist, wenn man nichts Wesentliches geschenkt bekommt oder erbt gilt: Eigenheimerwerb war, ist und bleibt eine Lebensaufgabe und erfordert über Jahrzehnte eine massive Verlagerung der Work-Life-Balance in Richtung Work.
Gerade die nachkommenden Generationen legen Wert darauf zu wissen, ob und wie ihr Geld nachhaltig angelegt wird. Inwiefern sprechen Sie schon heute den „Mittelstand von morgen“ an?
Markus Auer: Wir konzentrieren uns seit jeher auf das professionelle Beratungsgeschäft, das vor allem davon lebt, persönlich zu sein. So können wir intensiv und gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kund:innen eingehen. Speziell bei nachhaltigen Veranlagungen wird es darauf ankommen, welche politischen Entscheidungen getroffen werden – weil sich dadurch auch die Rahmenbedingungen für Unternehmen ändern. Beschließt etwa die EU ein Verbot von Gas- und Ölheizungen, werden sich Unternehmen, die sich mit Wärmepumpen beschäftigen, vor Aufträgen kaum retten können._