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#4 Wie man den inneren Schweinehund findet.

Wenn der Wecker um 5 Uhr läutet. Und das Wetter wie eine vehemente Aufforderung zum Noch-mal-unter-die-Decke-Schlüpfen“ ist. Dann ist er besonders mächtig. Der innere Schweinehund. Und wie das so ist mit Feinden – man muss sie zuerst finden, sie identifizieren, damit man sie auslöschen kann. Auf die Suche nach diesem Feind macht man sich allerdings selten einfach so. Meist muss schon etwas Gravierendes passieren, dass man überhaupt auf die Idee kommt, sich auf die Suche zu machen. Bei Felix Schober, Geschäftsführer der Dienstleistungsfirma Schober, war dieses gravierende Erlebnis eine Notfallbandscheibenoperation vor eineinhalb Jahren. „Wenn Sie so weitermachen, Herr Schober, wird es Sie in fünfzehn Jahren nicht mehr geben und die letzten fünf Jahre werden Sie ein Pflegefall sein.“ Das in etwa waren die Worte, die der Arzt ihm ganz unverblümt auf den Behandlungstisch legte. Klingt hart. War aber die große Chance für den Unternehmer und zweifachen Vater. „Ich brauchte genau diesen Weckruf“, sagt Schober.

Eineinhalb Jahre später und 40 Kilogramm weniger. Wir erwarten Felix Schober zum Interview in der Redaktion. Das Thema? Mitarbeiterführung. Eigentlich. Doch dann kommt nicht der Felix Schober, mit dem wir gerechnet haben. Es kommt ein neuer Mensch. Einer, bei dem es richtig gut läuft. In der Firma. In der Familie. Und fast täglich wortwörtlich – nämlich dann, wenn er frühmorgens aufsteht, um noch vor dem Frühstück eine Runde laufen zu gehen. Einer, der seinen inneren Schweinehund gefunden und eliminiert hat, um eine völlig neue Lebensqualität zu erreichen. Und dann reden wir eineinhalb Stunden nicht über Mitarbeiterführung, sondern über die Verwandlung des Herrn Schober. Wobei es eigentlich auch um Mitarbeiterführung geht. Denn die radikale Umstellung seines Lebensstils wirkte sich auf alle Bereiche seines Lebens aus. Auch auf seinen Führungsstil. „Mir war nach dem Bandscheibenvorfall klar: Ich muss etwas ändern.“ Durch die anschließende Physiotherapie lernte Schober, sich regelmäßig zu bewegen, und weil ihm der Physiotherapeut das Laufen als Allroundmittel für Wohlbefinden anpreist, beginnt er, Bewegung in den Alltag zu integrieren. „Natürlich knurrt der innere Schweinehund nach wie vor, wenn das Wetter scheußlich ist, aber sobald ich im Trainingsgewand bin, hält mich nichts mehr auf. Das Gefühl danach ist unbeschreiblich.“

Mittlerweile hat er so großen Spaß daran, dass er sogar an Läufen teilnimmt, 2019 will er einen Viertelmarathon laufen. „Dieser persönliche Ehrgeiz weitet sich automatisch auf alle Lebensbereiche aus. Man wird selbstbewusster, klarer, selbstreflektierter. Weil man sich auch selbst wieder spürt“, erklärt Schober. Und sprüht dabei vor Energie. „Ich fühle mich wesentlich belastbarer. Aufgaben, für die ich früher zum Teil ewig lang gebraucht habe, arbeite ich jetzt auf sachlicher Ebene zügig ab. So wie mein Körper agiler geworden ist, so hat sich auch meine Einstellung verändert – ich habe viel mehr Kraft, um etwas zu bewegen, um etwas Neues zu beginnen.“ Mit diesem Elan könne er auch sein Umfeld, seine Mitarbeiter mitnehmen. Und sein Familienprogramm sehe nun auch ganz anders aus. „Früher gingen wir ins Kino oder eine Pizza essen. Jetzt wandern wir, fahren mit dem Rad, machen einen ausgedehnten Spaziergang oder gehen schwimmen.“

„Man steht sich nur selbst im Weg, nie jemand anderer.“

Felix Schober ist Gründer des Dienstleistungsunternehmens Schober und hat in den vergangenen eineinhalb Jahren seinen Lebensstil komplett umgestellt.

#5 Wie man den passenden Investor findet.

Viktor Pasquali hat nicht viel Zeit. Er ist eigentlich auf dem Sprung – oder besser gesagt am Abflug. Nach Tel Aviv, dem sogenannten Start-up-Hotspot. Dort, wo Gründen und Risikobereitschaft quasi in der DNA der Menschen verankert ist. Das Motto der Reise lautet „Business Angels Connect“. Das ist Pasqualis Metier. Er kennt sich aus beim Matchen von Start-ups mit Investoren – seit zwei Jahren leitet er für das Austria Wirtschaftsservice i2 Business Angels sowie den aws Business Angel Fonds. Ein Glück, dass er sich kurz vor seiner Reise dennoch Zeit nimmt für unsere Fragen. Denn wir wollen von ihm wissen, was es braucht, dass es zwischen Start-ups und Investoren funkt.

Die Liebe des Lebens kann man zufällig in einer Bar kennenlernen. Kann man auf so einen Zufall auch bei der Investorensuche hoffen?

Pasquali_Darauf sollte man nicht hoffen. Die Suche nach dem perfekten Investor ist vielmehr harte Arbeit. Dessen sollte sich jedes Gründerteam a priori bewusst sein und sich dementsprechend auf die Investorensuche rechtzeitig und strukturiert vorbereiten. Statistisch finden auch im prozentuellen Vergleich viel weniger Start-ups einen Investor, als Lebenspartnerschaften geschlossen werden.

Wie „verliebt“ sich denn ein Investor? Oder anders gefragt: Wie treffen Investoren die Entscheidung zu einem Investment, was ist letztendlich der entscheidende Knackpunkt?

Pasquali_Im Speziellen bei Business Angels ist das Bauchgefühl nicht irrelevant. Gemeinhin wird in der Investorenwelt oft sehr pointiert gesagt: „We only invest in teams." Das Gründerteam ist natürlich ein sehr wichtiger Faktor, aber es gibt hier Korrelationen, die nicht außer Acht zu lassen sind. Gute Teams machen im Normalfall ihre Hausaufgaben, haben gut aufbereitete Dokumente, nachvollziehbare Businesspläne und validieren ihre Idee – soweit möglich – bevor sie entscheiden, diese umzusetzen.

Das erste Kennenlernen zwischen Gründer und Investor: Was sind No-Gos der Gründer? Was schreckt Investoren ab? Und was überzeugt?

Pasquali_Ich empfehle allen Start-ups, zuvor genau zu recherchieren, mit wem man eigentlich spricht, was die Person bisher im Leben gemacht hat. Idealerweise bereitet man sich relevante Fragen vor. Es soll ein Gespräch auf Augenhöhe stattfinden. Das Schaffen einer positiven Atmosphäre sollte nicht unterschätzt werden, sonst wird das nichts mit einer langfristigen „Business-Ehe, bis dass der Exit uns scheidet“.

Was halten Sie von Start-up-Konferenzen, Businessplan-Wettbewerben und anderen Events zum Matchen von Geldgeber und Gründer?

Pasquali_Ein Serial Entrepreneur, der bereits ein starkes Netzwerk im Venture-Capital-Bereich aufgebaut hat, kann davon Abstand nehmen, sofern es für die Produktvermarktung nicht notwendig ist. Ein First-Time Founder kann sich das nicht erlauben – er sollte solche Events als Chance nutzen. In der vielzitierten Garage wird nicht einmal in Palo Alto irgendwer auf dich aufmerksam.

Tinder für Gründer und Investoren. Wäre das nicht was?

Pasquali_Nachdem keine kurzfristige Liaison, sondern eine langfristige Partnerschaft gesucht wird, würde ich eher ein „Parship“ für Gründer und Investoren empfehlen. Und genau das bieten wir bei der aws mit unserem Service i2 Business Angels an. Wir bedienen mittlerweile über 340 Investoren, welchen jährlich circa 60 Start-ups in Form von zweiseitigen Kurzprofilen vorgestellt werden. Ein Drittel der Start-ups findet den richtigen Partner über uns. Das Vermittlungsvolumen betrug 2018 fünf Millionen Euro. Das hat selbstverständlich nichts mit bezahlter Liebe zu tun.

Wenn man sich also gefunden hat, was können beide Seiten – Gründer und Investor – dazu beitragen, dass es eine gute Beziehung wird?

Pasquali_Es muss jedenfalls von Anfang an eine Partnerschaft auf Augenhöhe stattfinden. Sonst würde ich beiden Seiten davon abraten. Wie man diese pflegt – Frequenz und Kommunikationskanäle – ist sehr individuell. Jedoch muss jederzeit ein hohes Maß an Vertrauen und bestmöglicher Transparenz gewährleistet sein.

Wie gelingt eine langlebige, erfolgreiche gemeinsame Zukunft?

Pasquali_Eine intakte Beziehung auf persönlicher Ebene ist meiner Einschätzung nach in allen Bereichen des Lebens notwendig, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Offene und strukturierte Kommunikation ist auch zwischen Investor und Gründer ein essentieller Faktor. Beide Seiten sollten am Anfang gemeinsam klarstellen, in welchen Bereichen Entscheidungen vom Gründerteam selbstständig gefällt werden und in welchen Bereichen der Gründer Rücksprache mit dem Investor hält. Außerdem sollte von Beginn an ein für alle Seiten effizientes Reportingwesen vereinbart werden, um Überraschungen zu vermeiden.

„Es muss von Anfang an eine Partnerschaft auf Augenhöhe stattfinden.“

Viktor Pasquali leitet seit 2017 für das Austria Wirtschaftsservice das Start-up-Investoren-Matching-Service i2 Business Angels sowie den aws Business Angel Fonds (www.business-angels.at). Zuvor sammelte er Erfahrung im Bereich Corporate Finance und Private Equity.

5 Fehler, die Gründer bei der Suche nach Investoren oft machen.

01 Mangelhafte Vorbereitung ist kein Kavaliersdelikt. Wer ein zweites Meeting will, muss im ersten Meeting überzeugen.

02 Ungenügende Unterlagen sind inakzeptabel. Alles muss auf dem letzten Stand und sowohl optisch als auch inhaltlich gut aufbereitet sein.

03 Unterschätzung der Dauer des Fundraising-prozesses . Zumindest sechs Monate sollte man hierfür einplanen. Wird die Zeit knapp, sinken die Verhandlungsspielräume und Optionsmöglichkeiten.

04 Der Gründer darf keinesfalls das Gefühl vermitteln, dass er reiner Bittsteller ist. „Auch andere Mütter haben schöne Töchter.“

05 Investoren sprechen miteinander, ohne dass das Gründerteam davon erfährt. Keinesfalls unterschiedliche Informationen an unterschiedliche Investoren verbreiten!

5 Dinge, die man wissen sollte, wenn man sich auf die Suche nach einem Investor macht.

01 Investoren sind auch nur Menschen .

02 Investoren haben viele verschiedene Investitionsmöglichkeiten . Dein Unternehmen konkurriert vielleicht sogar mit der Anschaffung einer Eigentumswohnung mit Seeblick. Nutze also die Zeit, die du bekommst, weise.

03 Investoren investieren nicht in Ideen . Start-ups sollten zumindest einen funktionstüchtigen Prototyp, idealerweise jedoch schon eine relevante Anzahl an Kunden bzw. Umsätze vorweisen können.

04 Investoren investieren ungern alleine , nutze diesen „Mitläufereffekt“ und mach ihn zu deinem Vorteil.

05 Nicht alle Investoren haben dieselbe Qualität. Geld alleine ist ein vergängliches Gut. Wissen und Expertise nicht. Smart Money ist die Devise.

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