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Einer für alle, alle für ein Ziel

„Ich lasse mein Alter nicht zum Thema werden“

Eigentlich wollte Walter Scherb junior 2015 beim Einstieg in das Familienunternehmen zunächst nur ein Jahr bleiben und dann noch einmal rausgehen. Doch daraus wurde nichts: Anfang dieses Jahres übernahm der 29-Jährige in dritter Generation die Geschäftsführung beim Lebensmittelproduzenten Spitz. Damit ist seit zwanzig Jahren erstmals wieder ein Familienmitglied operativ in der Unternehmensgruppe mit den Firmen Spitz, Gasteiner sowie Auer-Blaschke und der Schwestergesellschaft Power Horse mit knapp 800 Mitarbeitern tätig. Scherb junior sieht das als Chance, die Mitarbeiter noch enger zusammenzuführen: „Man kann als Familienmitglied diesen Spirit ‚Ein Unternehmen – eine Familie’ stärker setzen.“ Dementsprechend setze er einen stärkeren Akzent auf Maßnahmen für die Mitarbeiter, wie etwa Angebote zur Gesundheitsförderung oder für die Freizeit. Die strategische Ausrichtung in einem der größten Lebensmittelproduzenten Österreichs werde sich durch den neuen Geschäftsführer „nicht wirklich ändern“: „Ich habe mich bereits in den vergangenen Jahren eng mit meinem Vorgänger und Mentor abgestimmt.“

Was die Führungskultur anbelangt, will Scherb junior das Unternehmen offener führen: „Mir ist eine Feedbackkultur in beide Richtungen ganz wichtig, wo auch die Leute mir sagen, was ich gut gemacht habe beziehungsweise besser machten könnte.“ Der 29-Jährige ist „ein großer Fan von indirekter Führung“, er gebe Ziele vor und lasse den Leuten den Weg dorthin offen. Das sei für die Leute anfangs durchaus eine Umstellung, aber besonders die jüngeren Mitarbeiter würden sehr positiv darauf reagieren. Insgesamt positiv reagiert hätten die Mitarbeiter auch auf den neuen, noch recht jungen Chef: „Die Mitarbeiter kennen mich seit vielen Jahren, haben mich bereits als kleines Kind kennengelernt, später als Praktikant erlebt und sehen das nun als schöne Rückkehr.“ Geschäftspartner hätten den 29-Jährigen teilweise darauf angesprochen, ob er nicht noch ein paar Jahre genießen hätte wollen. Dazu Scherb junior: „Ich sehe das nicht als Entweder-oder – mir taugt extrem, was ich mache.“ Als Vorteil seines Alters nennt Scherb junior, dass er teilweise noch offener und ohne vorgeformte Meinung an Dinge herangehen würde. Generell hänge das Thema aber auch stark davon ab, wie man selber damit umgehe und auftrete: „Ich lasse mein Alter nicht zum Thema werden.“

Scherb junior studierte in London und arbeitete zuletzt für McKinsey in London. Die Übersiedlung der Arbeitsstätte von der Weltstadt in das kleine, knapp 9.000 Einwohner große Attnang-Puchheim sei durchaus eine Umstellung gewesen, erzählt Scherb junior schmunzelnd: „Ich sprach erst kürzlich mit einem Geschäftspartner in Wien über dessen Lieblingslokale. Ich konnte da nicht so viel erzählen – in Attnang-Puchheim ist die Auswahl begrenzt.“ Er könne das Fernweh aber gut mit seinen geschäftlichen Reiseaktivitäten ausgleichen und unter der Woche sei es eh gut, wenn man sich auf die Arbeit konzentrieren kann. Spitz hat eine Exportquote von 35 Prozent, inklusive Power Horse sind es 50 Prozent. Der Energydrink wird zu 99 Prozent exportiert, es gibt ein Büro in Dubai. Für weiteres Wachstum von Spitz müsse man verstärkt ins Ausland gehen. Zusätzlich zu Budapest und Deutschland überlege man, weitere Büros im Ausland zu eröffnen. Damit holt Scherb junior das ursprünglich bei seinem Einstieg in das Familienunternehmen geplante „noch einmal Rausgehen“ nun mit der gesamten Unternehmensgruppe nach.

Walter Scherb junior

Geschäftsführer, Spitz Ausbildung und Karriere_Studium in London an der School of Economics (Finance and Private Equity); drei Jahre bei McKinsey (davon ein Jahr in München, zwei in London); 2015 Einstieg ins Familienunternehmen Spitz; 2018 gemeinsam mit zwei weiteren Partnern Gründung der Investmentfirma Square One Food, mit der in Start-ups aus der Lebensmittel- und Getränkebranche investiert wird; seit 2019 Geschäftsführer bei der Spitz Unternehmensgruppe (Spitz, Gasteiner, Auer-Blaschke, Power Horse)

Gedanken

Das Schwierigste an meinem Job?_Mitarbeiter mit verschiedenen Hintergründen, eigenen Motivationen und Vorlieben in eine Richtung zu bringen.

Laut werde ich_nie (nur bei Konzerten). Bei mir wird es eher kritisch, wenn ich leise werde.

Drei Eigenschaften, die eine Führungskraft haben sollte_klare Ziele setzen, offene Kommunikation, Humor.

Drei Eigenschaften, die sie nicht haben sollte_Micromanagement, mit Maßnahmen statt mit Zielen zu führen, zu hart sein.

Lebensmotto_„Live life to the fullest.“

Wenn ich nicht diesen Job machen würde, dann_würde ich in einer Rock- oder Heavy-Metal-Band spielen. Ich habe in der Schulzeit zehn Jahre in einer Band E-Gitarre gespielt.

Mein Karriere-TippAm Anfang die Erwartungen an sich selbst und die Außenwelt nicht zu hoch zu setzen – alles braucht seine Zeit. Wenn man ein Ziel vor Augen hat und das stetig verfolgt, erreicht man dieses auch.

„Ich habe mich immer selbstbewusst gezeigt und kundgetan, was ich kann“

Alice Godderidge ist es eigentlich leid, über Frauen in Führungspositionen zu sprechen. Und sie hat ja auch recht, das Thema ist abgedroschen. Aber die immer wieder schwierige Suche nach Frauen für diese Serie zeigt, wie aktuell es noch immer ist. Und wenn man dann einmal jemanden gefunden hat, geht es einfach nicht ohne diesem Thema. Als Godderidge 1990 an der Montanuniversität Leoben mit dem Kunststofftechnikstudium begann, gab es noch eine geringe, einstellige Frauenquote. Zum Ende des Studiums war die Quote bereits im zweistelligen Prozentbereich. In der Industrie hätten sich diese Steigerungen aber nicht niedergeschlagen. Für Godderidge gibt es dafür zwei Gründe: Die fehlenden Möglichkeiten für die Kinderbetreuung. Und die Frauen selbst. „Die Frauen sind zu einem guten Teil selbst dafür verantwortlich, weil sie sich weniger zutrauen als Männer und sich mehr in den Hintergrund stellen.“ Eine provokante Aussage von einer Frau, die gleichzeitig bewiesen hat, dass es auch anders geht. Doch wie?

„Ich habe mich immer selbstbewusst gezeigt und kundgetan, was ich kann“, antwortet Godderidge. Dazu komme, dass Frauen in gleichwertigen Positionen im Vergleich zu Männern immer noch mehr leisten müssten. Zum Punkt mit der Kinderbetreuung sagt die heute 46-Jährige, dass sich eigene Kinder bei ihrem Arbeitspensum nicht ausgegangen wären. Godderidge stieg nach dem Studium in die Automobilbranche ein und übernahm schnell Führungsaufgaben: „Meine Vorgesetzen haben erkannt, dass ich gerne Verantwortung übernehme und Menschen mit auf eine Reise nehmen kann.“ Die eigene berufliche Reise führte Godderidge ab 2006 zum Autozulieferer Polytec – von 2014 bis 2018 als Vorständin. Seit März 2019 ist sie beim Leichtmetallverarbeiter Alu Menziken als Geschäftsführerin an Bord und für den Sales- und Engineeringbereich verantwortlich. Die Alu Menziken Group ist ein Schweizer Metallverarbeitungskonzern mit Hauptsitz in Reinach und weiteren Standorten im Schweizer Menziken, Ranshofen sowie rumänischen Satu Mare. Die Unternehmensgruppe gehört zur Industriegruppe Montana Tech Components von Michael Tojner.

„Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und gefunden“, sprüht Godderidge beim Gespräch über den neuen Job vor Energie. Sie lerne nun mit Aluminium einen neuen Werkstoff und mit der Produktion für Automotive, Aerospace sowie die Industrie zwei neue Kundenkreise kennen. Besonders reize Godderidge bei Alu Menziken mit knapp 700 Mitarbeitern, dass es noch sehr viel Wachstumspotential gebe und man nun die Organisation entsprechend aufstellen werde: „Ich bin kein Typ für Bewahrerjobs, sondern leiste gerne Aufbauarbeit.“ Dabei sage Godderidge „offen und direkt“, was sie gerne möchte und was nicht, und wünscht sich das auch von ihren Mitarbeitern. Gute Führungspersonen zeichnen sich für Godderidge dadurch aus, dass die Leute wissen, wo die Unternehmensführung hin will. Damit die Anweisungen dafür zukünftig öfter von Frauen kommen, hat Godderidge eine klare Ansage an die junge Generation: „Mädls, lasst euch nichts von der Vorgeneration einreden – die Türen stehen euch offen und ihr habt es selber in der Hand.“_

Alice Godderidge

CSO, ALU MENZIKEN GROUP Ausbildung und Karriere_Studium „Kunststofftechnik“ an der Montanuniversität Leoben, Start der beruflichen Laufbahn im Projektmanagement des Automobilzulieferers Polytec, Aufstieg zur Assistentin des Vertriebsvorstandes, Übernahme der Vertriebsleitung und 2014 - 2018 Vorständin für Vertrieb, Entwicklung, Projektmanagement und Marketing. Seit März 2019 CSO der Alu Menziken Group.

Gedanken

Was macht eine gute Führungskraft aus?_Ehrlichkeit.

Das Schwierigste an meinem Job?_Die Leute für die gemeinsame Idee gleichmäßig zu begeistern.

Laut werde ich_wenn ich lache.

Drei Eigenschaften, die eine Führungskraft haben sollte_Kommunikationsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Humor.

Drei Eigenschaften, die sie nicht haben sollte_Entscheidungsunfähigkeit, zu viel Ungeduld (habe ich auch und daher weiß ich auch, dass das nicht immer gut ist (lacht)), Ungerechtigkeit.

Mein Karriere-Tipp_hart arbeiten, konsequent sein und ab und zu auch mal sagen, dass man da ist und was Gutes gemacht hat.

Später soll mir einmal nachgesagt werden_Manchmal war sie fordernd, aber am Ende des Tages haben wir gemeinsam unsere Ziele erreicht.

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