„Als Corona begonnen hat, ging es uns wie vielen anderen auch: Wir wurden mit einer völlig neuen Herausforderung konfrontiert“, beschreibt Jakob Reichsöllner, Pressesprecher bei FACC, die Reaktionen im Unternehmen zu Beginn der Pandemie. Als Technologiepartner der Luftfahrtindustrie und mit einer nahezu hundertprozentigen Exportquote blickte man gleich zwei Hürden entgegen.
„Wie über unsere Branche bekannt ist, lag der Flugverkehr lange Zeit still.“ Es sei aber bei allen die Überzeugung vorhanden gewesen, dass es sich dabei um einen Ausnahmezustand handeln wird. „Ein guter Grund, der Situation mit einem positiven Mindset zu begegnen.“ Man entschied sich dazu, ungenutztes Potential auszuschöpfen und sich strategisch zu optimieren.
Strategischer Schritt in die Offensive
„Gewisse Dinge lassen sich ändern, andere hingegen nicht. Für uns war es die große Aufgabe, auf diese ungewohnte Herausforderung entsprechend zu reagieren“, so Reichsöllner. Konkret bedeute das, die bestehenden Geschäftsfelder gezielt zu erweitern. „Mit den Bereichen Space und Urban Air Mobility gehen wir einerseits über den Horizont hinaus, erschließen andererseits aber auch unterhalb neue Kompetenzen.“ Bildlich gesprochen expandiert das Unternehmen in beide Richtungen – nach oben und unten.
„Zum einen haben wir stets im Blick, wie sich sowohl die Luftfahrt als auch die Gesellschaft entwickeln. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir in einigen Jahrzehnten überwiegend in ‚Mega-Städten‘ leben.“ Umso größer sei der Bedarf an neu gedachter Mobilität, die auch massentauglich ist. „Vereinfacht formuliert denken wir bei der Urban Air Mobility von 2D auf 3D um.“ Durch (Passagier-)Drohnen und Senkrechtstarter will man die Mobilität in Ballungsräumen erleichtern. „Zum anderen erobern wir die Raumfahrt als neuen Geschäftszweig, da unsere Kernkompetenz Leichtbau dort gefragt ist.“ Schließlich handle es sich dabei um einen starken Wachstumsmarkt, der sich in den kommenden Jahren mehr als verfünffachen wird.
Exportmarkt Mobilität
Egal ob Tesla-Chef Elon Musk, Amazon-Gründer Jeff Bezos oder der britische Milliardär Richard Branson – das „Wettrennen“ der Superreichen ins Weltall zeigt vor allem eines: Die Raumfahrt wird zunehmend privatisiert. „Bis dato war dieser Bereich in großen staatlichen Organisationen strukturiert, etwa durch die NASA oder die ESA. Durch dem Umbruch kommen nun neue Unternehmen und andere Player auf den Markt, die Branche boomt.“
Jackpot für die Exportstärke, oder? „Von diesen Entwicklungen werden viele profitieren, nicht nur wir. Die steigende Nachfrage verbessert automatisch das Angebot. Mehr Köpfe bedeuten mehr Ideen, Ansätze und eine stärkere Diversifikation.“ Diese Konkurrenz sei etwas Positives. In Summe entsteht eine große Chance für die FACC, die durch ihre Kompetenz im Leichtbau besonders nachhaltige Lösungen bietet. Nicht weil es en vogue, sondern nötig sei, so Reichsöllner. „Je niedriger das Gewicht eines Bauteils, desto weniger Energie benötigt man, um es anzutreiben.“ Das hohe Qualitätsniveau österreichischer Exporte ist auf dem Weltmarkt stark gefragt.
Österreich punktet nicht durch günstige Preise …
… sondern mit Hightech und Spezialist:innen, die aus hervorragenden Ausbildungssystemen hervorgehen. Davon ist Reichsöllner fest überzeugt. „Die Leute sind einfach gut. Das ist es, was uns ausmacht und unseren internationalen Ruf begründet.“ Generell bestätigt sich der Eindruck, dass Qualität ein entscheidendes Stichwort ist, wenn es um Innovationen und Produktionen „made in Austria“ geht – vielleicht ist das ja unser USP als Exportland? Bei der FACC teilt man diese Auffassung. „Für uns ist von zentraler Bedeutung, dass wir uns nicht einfach quantitativ vergrößern. Wir wollen die Luftfahrt unter, über und am Horizont mit neuen Technologien verändern. Das A und O wird sein, in all diesen Bereichen qualitative und nachhaltige Fortschritte zu erzielen“, betont Reichsöllner. Nur so könne es gelingen, neue Märkte zu erschließen und neue Kund:innen für sich zu gewinnen.
Die Leute sind einfach gut.
Jakob Reichsöllner
Pressesprecher, FACC