×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

Vom Umgang mit dem wichtigsten Gut des Menschen

Medizin muss unternehmerisch denken. Darüber sind sich die meisten Experten einig. Die Frage, in welchem Ausmaß das geschehen darf, führt jedoch zu konträren Standpunkten.

„Nichts ist dem Menschen so kostbar wie seine Gesundheit.“ Mag dieser vielzitierte Satz stimmen oder nicht: Fakt ist, dass ein gut funktionierendes Gesundheitssystem zu den wichtigsten Aufgaben eines Staates gehört – gleichzeitig aber auch zu den kostspieligsten. Dieses Gut gelte es in Zukunft zu bewahren, sagt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer in Oberösterreich und klagt über die Sparmaßnahmen, die sich in Zukunft negativ auf medizinische Leistungen auswirken werden. Ökonomisches Handeln im medizinischen Bereich sei notwendig, um das System auch für die kommenden Generationen sicherzustellen, erwidert Landeshauptmann Josef Pühringer. Die Fronten zwischen Politik und Ärztekammer wirken verhärtet. Die Gratwanderung auf der Suche nach Konsens scheint auf Wegen zu verlaufen, die immer wieder zwischen Mythen und Fakten neu entdeckt werden müssen.

Betrachtet man die Anzahl der Betten in den österreichischen Krankenhäusern, so kann in den letzten 30 Jahren ein eindeutiger Rückgang festgestellt werden. Mehr als 75.000 Betten gab es vor 30 Jahren in Österreichs Spitälern. Rund 10.000 Betten weniger standen den Patienten in Österreich im Jahr 2015 zur Verfügung. Auch die Anzahl der Anstalten verringerte sich parallel dazu. 300 Krankenanstalten gab es im Jahr 1985, 278 im Jahr 2015. Konträr dazu lässt sich jedoch die demographische Entwicklung verfolgen: Im Jahr 2015 lebten in Österreich eine Million Menschen mehr als 1975. Dies ist nur ein Bereich, den Niedermoser kritisiert: „Der ökonomische Druck schlägt sich schon oft auf die medizinischen Leistungen nieder.“ Vonseiten der Politik werde behauptet, es werde alles besser und effizienter und das bei weniger Ausgaben für die Medizin. „Fakt ist jedoch, dass sich diese ökonomischen Zwänge bei den Leistungen bemerkbar machen.“ Landeshauptmann Pühringer sieht in der reduzierten Bettenanzahl in den Krankenhäusern Oberösterreichs keinen Grund zur Beunruhigung. Im Jahr 2012 habe es eine Gesundheitsreform gegeben, die zum Ziel hatte, die sogenannte Primärversorgung auszubauen, sagt Pühringer: „Viele medizinische Leistungen, die bisher mit stationären Aufenthalten verbunden waren, können heute tagesklinisch erbracht werden.“ Dies führe zu einer Reduktion stationärer Aufenthalte. Zudem sei Österreich trotz sinkender Zahl von Krankenhausbetten im internationalen Vergleich an vorderer Stelle. „Österreich hat pro tausend Einwohner 60 Prozent mehr Spitalsbetten als der Durchschnitt aller OECD-Länder“, äußert sich der Landeshauptmann. Aus diesem Grund werden auch Primärversorgungszentren mit multiprofessionellen Teams und längeren Öffnungszeiten vonseiten der Politik forciert. Somit können Patienten außerhalb der Krankenhäuser betreut werden und die Ressourcen der Spitäler müssen nicht beansprucht werden. Ab Jänner 2017 starte ein derartiges Zentrum in Enns, im darauffolgenden Jahr solle ein weiteres in Haslach errichtet werden.

Höher, schneller, weiter?

Dietbert Timmerer, Geschäftsführer des Klinikums Wels-Grieskirchen, verspricht seinen Patienten „durchgängige Effizienz in der Leistungserbringung“, auch wenn die knapper werdenden finanziellen Möglichkeiten eine Herausforderung an das Management von Kliniken darstellen. Das Ordensspital machte in den letzten Jahren immer wieder mit diversen Auszeichnungen wie den Staatspreis für Familienfreundlichkeit, Qualitätszertifikaten oder wissenschaftlichen Preisen in der Tumorforschung auf sich aufmerksam. Für die Qualität der angebotenen Dienste bürgt das Leitbild, in denen sich das Klinikum Wels-Grieskirchen unter anderem verpflichtet, die hohe Qualität der Leistungen zu sichern und dabei auf den sorgsamen Umgang mit den anvertrauten Gütern und Ressourcen zu achten. Den engen ordnungspolitischen Rahmen müsse man ernst nehmen, sagt Timmerer: „Das Klinikum Wels-Grieskirchen ist dabei bemüht, die Investitionen und Projekte zukunftssicher und innovativ zu managen.“ Ziel des Handelns sei es, am Puls der technologischen Entwicklungen zu sein und den Patienten ein Höchstmaß an Behandlungs-, Diagnose- und Therapiequalität zukommen zu lassen. „Unternehmerisches Denken ist in diesem Sinne nichts Negatives“, so der Geschäftsführer.

Das Personal der oberösterreichischen Krankenhäuser sei, wie immer wieder in der Öffentlichkeit gemunkelt wird, nicht von diesen unternehmerischen Gedanken und den Sparmaßnahmen betroffen, äußert sich Pühringer. Im Gegenteil: „Im Zeitraum von 2000 bis 2015 wurden in Oberösterreich über 2.400 zusätzliche Ärzte- und Pflegepersonalstellen geschaffen,“ antwortet der Landeshauptmann auf die Forderungen der Ärztekammer, die Politik solle doch wieder mehr in die Mitarbeiter eines Krankenhauses investieren. Als viel zu wenig für die Menge der Aufgaben, die ein Arzt heutzutage zu bewältigen hat, bezeichnet Niedermoser diesen Zuwachs an Personal und verweist auf die zahlreichen Anforderungen an Ärzte. Der Umgang mit den Erkrankungen sei zeitintensiver geworden, die Therapien aufwendiger, die Patienten fordern mehr Zuwendung. „Um nur ein Beispiel zu nennen: Früher wurden manchmal Narkosen vom Pflegepersonal durchgeführt, jetzt aus Qualitätsgründen von Ärzten.“ Zeit sei für Patienten das Wichtigste, was man ihnen schenken könne. „Patienten brauchen vor dem Krankenbett in erster Linie Menschen und keine Maschinen“, sagt der Präsident der Ärztekammer. „Sie benötigen Menschen zum Reden. Am wichtigsten sind somit Pflegekräfte und Ärzte.“ Die zahlreichen neuen Anforderungen führen oft zu einer enormen Belastung bei den Ärzten. Dazu gehören unter anderem der Mangel an Zeit, die benötigt wird, um bestimmte Aufgaben zu verrichten sowie der Druck, gute Arbeit immer schneller zu verrichten, erklärt Niedermoser. Damit Ärzte jedoch weiterhin die ausgezeichneten Leistungen erbringen können, sei es notwendig, sie durch weiteres Personal zu entlasten. Dabei dürfe nicht gespart werden. „Wenn man Ressourcen einschränkt, führt das zu einer Leistungsverminderung, egal in welchen Bereichen. Darüber muss sich die Politik im Klaren sein.“ Dass Ärzte aufgrund ihrer Tätigkeit starken Belastungen ausgesetzt sind, zeigen etliche Studien, die das Burn-out-Syndrom nach Berufsgruppen ordnen. Menschen, die in der Gesundheits- und Krankenpflege arbeiten, stehen dabei immer an erster Stelle.

Die Leistungsminderung, von der Niedermoser spricht, lässt sich nicht in den aktuellen Werten einer im September 2016 durchgeführten Umfrage feststellen. Pühringer verweist darauf, dass darin über 90 Prozent der Oberösterreicher mit der Kompetenz des Pflegepersonals und der medizinischen Versorgung „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ waren. Für Niedermoser ist das kein Widerspruch. „Weshalb alles noch so gut funktioniert, liegt daran, dass Ärzte ein sehr hohes ethisches Bewusstsein haben. Solange jedoch dieses System noch aufrecht ist, wird vonseiten der Politik nichts passieren.“

#Ähnliche Artikel

Kulturbotschafter mal anders

Worum geht’s? Sport, Kunst oder Musik? Weder noch. Es geht um Unternehmenskultur. Darum, wie wir sie nicht nur pflegen, sondern aktiv weiterentwickeln müssen. Und darum, wie sie das Business beflügelt. Als Compliance-Enthusiast mit langjähriger Erfahrung im Topmanagement und Gründer von „.LOUPE“ – einer Compliance-Software aus der Praxis, für die Praxis – sieht sich Martin Reichetseder auch in der Rolle als Kulturbotschafter.

Erfolgsfaktor Fairness

Wie kann ein internationales Unternehmen die Unterschied-lichkeiten der Mitarbeitenden nutzen und die Fairness an oberste Stelle all seiner Entscheidungen stellen? Und was haben Pferde eigentlich mit Mitarbeitergewinnung zu tun? Wir haben nachgefragt.

Was wir von Neni lernen können

Neni setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Haya Molchos Söhnen zusammen. Neni bedeutet aber auch Diversity. „Unsere Küche ist eine Weltküche – eine, die sich aus vielen verschiedenen Kulturen zusammensetzt“, erklärt Haya. Und so ist es auch mit ihrem Personal, mit ihren Gästen und mit dem Mindset der ganzen Familie. Genau das sei ihr Erfolgsrezept. Wir treffen sie gemeinsam mit zwei ihrer Söhne im Restaurant „Neni am Prater“.

Ein Ultra- Marathon der etwas anderen Art

Wer läuft schon freiwillig einen Ultra-Marathon? Dazu braucht es eine enorme Kondition, ausreichend Vorbereitung, gute Unterstützungsmechanismen und einen langen Atem. Dasselbe gilt für den Einsatz für Diversity, Equity und Inclusion in einem großen Konzern. Sandra Brandstetter, Geschäftsführerin der Energie AG Personalmanagement, und ihr DiversiTeam beweisen, dass sie der sportlichen Herausforderung gewachsen sind.

Die Barrieren im Kopf abbauen

„Wir müssen die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen in den Vordergrund stellen, damit sie erfolgreich am Arbeitsmarkt tätig sein können“, sind sich die Macher für Inklusion in Oberösterreich, das Betriebsservice und das Sozialministeriumservice, einig. Sie zeigen uns anhand eines konkreten Falls aus der Praxis, welche Potentiale sich für Unternehmen durch Inklusion ergeben und wie sie tatsächlich gelingt.

Hallo bunte Welt!

Was haben zwei Banken, ein IT-Unternehmen und ein Forschungszentrum gemeinsam? Sie setzen sich tagtäglich für Chancengerechtigkeit ein, unterstützen ihre Mitarbeitenden bei Veränderungsprozessen oder haben eigene Arbeitsgruppen zum Thema Diversity, Equity und Inclusion gegründet. Wir zeigen vier Best-Practice-Beispiele, die Vorbild für gelebte Vielfalt sein können.

Wer braucht schon Diversity?

Wohin man gerade blickt – das Thema Diversität hat Hochkonjunktur. Und mit ihm die Mythen und Meinungen darüber. Was bringt eine offene Unternehmenskultur wirklich? Ein Gastkommentar.

Wenn Fische fliegen lernen

Wie kann es gelingen, Menschen mit Beeinträchtigungen am ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und gleichzeitig für die Unternehmen und Betroffenen ausreichend Sicherheit zu schaffen? Wir haben mit Wolfgang Hattmannsdorfer, Landesrat für Soziales, Integration und Jugend, über den Prozess „Arbeit und Inklusion“ gesprochen und darüber, warum ihn das Thema persönlich bewegt.

„Eine Frau allein ist nicht die Lösung“

Darum brauche es viele, viele mehr, die mit gutem Beispiel vorangehen. „Unser Ziel ist es, Frauen zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen“, sagt Ulla Muster, CFO bei W&H. Beim Familienunternehmen aus Bürmoos ist man überzeugt, dass ein gestärktes Selbstbewusstsein und sichtbare Erfolge von Frauen einen nachhaltig positiven Einfluss auf kommende Generationen haben.

Eine Weltkultur mitten in Traun

Würde man ein Beispiel für ein Unternehmen suchen, in dem verschiedene Kulturen, Sprachen und Persönlichkeiten Hand in Hand zusammenarbeiten und voneinander profitieren, käme man nicht am Maschinenbauer Anger Machining vorbei. Wie hier Diversität und Inklusion gelebt werden, zeigen uns stellvertretend für die gesamte Belegschaft fünf Mitarbeitende mit ihren individuellen Geschichten.

Worüber ich gerade nachdenke …

Künstliche Intelligenz, Social Media und inklusive Sprache. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie rasant sich die Kommunikationsbranche und die Verantwortung und Aufgaben von Kommunikatoreninnen und Kommunikatoren und PR-Fachleuten im Wandel befinden. Wir wollen von Ingrid Gogl, Präsidentin des Public Relations Verbandes Austria (PRVA) und Director Marketing & Communications bei TGW Logisitics, wissen, welche Themen sie im Moment beruflich und privat umtreiben.

SELBSTreflexion als Schlüssel zum Erfolg

Sind ein internes Kontrollsystem und Risikomanagement tatsächlich unverzichtbare potentielle Steuerungsinstrumente für jedes Unternehmen unabhängig von der Größe, wenn Risiken minimiert und die Effizienz gesteigert werden sollen? Wir fragen bei BDO-Expertin Alice Aichinger nach und wagen den Selbstversuch.

Das Erfolgsrezept für Recruiting

Während Iris Schmidt als AMS-OÖ-Landesgeschäftsführerin Unternehmen aufklären will, warum Pre- und Onboardingprozesse sowie Zwischenmenschliches bei der Suche nach Fachkräften entscheidend sein können, ist Elina Koran das beste Beispiel dafür. Sie ist Industriekauffrau-Lehrling bei TRUMPF Maschinen Austria und hat sich wegen des wertschätzenden Umgangs für ihren jetzigen Arbeitgeber und gegen sechs andere Zusagen entschieden. Ein Gespräch über die Arbeitgebermarke – bei Thunfischsteak mit Erbsenpüree und Wokgemüse.

„Transformation hat keinen Anfang und kein Ende“

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und was macht unsere Einzigartigkeit aus? Beim Spezialprofilehersteller Welser Profile aus Niederösterreich hat man sich vor einigen Jahren auf eine Reise begeben. Auf eine Transformationsreise, die ganz stark auf dem aufbaut, was vergangene Generationen bereits geleistet haben, und darüber reflektiert, wie ein attraktives Zukunftsbild für die kommenden Generationen aussehen kann.

Worüber ich gerade nachdenke …

Carolin Anne Schiebel ist Speakerin, Coach, Netzwerkerin und Fotografin. Aktuell drehen sich die meisten ihrer Gedanken um die Organisation des Female Empowerment Festivals, das am 10. November in der Linzer Tabakfabrik stattfinden wird.

GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?

Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“

Auf den Punkt gebracht

Wie kann die Lehre gefördert werden? Für welche Personen ist es sinnvoll, eine Lehre zu machen? Und was möchte Monika Sandberger in ihrer neuen Führungsposition verändern? Wir haben die neue Geschäftsführerin der Initiative „zukunft.lehre.österreich.“ zum Karrieregedankensprung gebeten.

Melanie meint .. es soll "menscheln"

New Work – ein Buzzword, das mittlerweile fast schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice und neuartige Bürokonzepte, verfehlt es auch seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten für alle so gestalten, dass wir uns entfalten können, gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben und den Puls der Zukunft fühlen. Ich persönlich wünsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir unsere individuellen Bedürfnisse an unsere Jobs mit all dem in Einklang bringen können, was uns als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig? Einfach weiterblättern und staunen!