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Wirtschaftsbetrug: Sind Algorithmen die besseren Prüfer?

Mit den Skandalen rund um Wirecard und die Commerzialbank Mattersburg haben gleich zwei spektakuläre Fälle von Wirtschaftskriminalität innerhalb kurzer Zeit für Schlagzeilen gesorgt. Nun stellt sich die Frage: Welchen Beitrag können Algorithmen leisten, um Auffälligkeiten in der Wirtschaftsprüfung frühzeitig zu erkennen? Und inwiefern ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz überhaupt möglich? Wirtschaftsprüfer Peter Bartos im Digitalisierungscheck.

Peter Bartos über ...

Geschäftsführer und Partner, BDO

… den Digitalisierungsfortschritt in der Wirtschaftsprüfung:

Die Wirtschaftsprüfung setzt schon sehr stark auf technische Unterstützung. Zu Beginn jeder Jahresabschlussprüfung kommt das sogenannte Journal Entry Testing zum Einsatz. Dabei wird der gesamte Buchungsstoff vollautomatisiert nach auffälligen Buchungen durchsucht. Die Analyse liefert erste Hinweise auf Unregelmäßigkeiten, indem sie markante Transaktionen ausliest: größte Buchungen, häufigste Buchungen, Buchungen am Wochenende oder auch merkwürdige Buchungstexte. So können Auffälligkeiten bei Standardbuchungen offengelegt werden. Wirtschaftsbetrug findet allerdings in den meisten Fällen außerhalb der Routinetätigkeiten statt. Eine spannende Methode, um solche Fälle aufzudecken, ist Benford’s Law. Dabei handelt es sich um eine mathematische Gesetzmäßigkeit in der Zahlenverteilung, die besagt, dass die Anfangsziffer 1 am häufigsten vorkommt. Und je höher die Anfangsziffer ist, desto geringer wird ihre Häufigkeit. Konkret bedeutet das: Während etwa 30 Prozent aller Zahlen mit 1 beginnen, sind es weniger als fünf Prozent, die mit 9 beginnen. Dieses Gesetz gilt, wenn die Datenmenge groß genug ist – in der Wirtschaftsprüfung ist das in der Regel der Fall. Benford’s Law ist nicht automatisch ein Beweis für Betrug, aber ein sehr gutes Indiz, um besonders aufmerksam zu prüfen.

… den menschlichen Spürsinn:

Das Aufdecken von Wirtschaftsbetrug ist keine explizite Prüfungshandlung. Vielmehr geht es dabei um eine kritische Grundhaltung, die sich durch die gesamte Prüfung ziehen muss. Die Möglichkeiten der Datenanalyse spielen mittlerweile eine große Rolle, entscheidend ist jedoch das Verständnis der Prüfer für die Geschäftsmodelle, Prozesse und Marktentwicklungen. Die Digitalisierung unterstützt dabei, Auffälligkeiten zu entdecken. Interpretieren muss sie jedoch der Prüfer, der letztendlich bewertet, inwiefern diesen detaillierter nachzugehen ist. Das wird sich auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. In der Wirtschaftsprüfung werden auch heute schon unterschiedliche Prüfungsprogramme für verschiedene Branchen verwendet. Aufgrund der vielen Spezifika, die einzelne Unternehmen mit ihren höchst unterschiedlichen Geschäftsmodellen aufweisen, ist es aber eher unwahrscheinlich, dass in näherer Zukunft eine Künstliche Intelligenz die Wirtschaftsprüfung vollautomatisch durchführen kann. Außerdem müssen auch die zugrundeliegenden Daten überprüft werden. Ein Beispiel ist das Projektgeschäft: Typischerweise basieren die Kalkulationen auf Zukunftseinschätzungen, die noch nicht realisiert sind. Hier muss sich der Prüfer durch Gespräche mit den Verantwortlichen ein gutes Bild davon machen, wie realistisch die Bewertungen der Projekte bis hin zur Frage von rechtlich durchsetzbaren Nachträgen in jeden einzelnen Fall sind. Dabei wäre eine Künstliche Intelligenz nicht hilfreich – auch wenn sie die Buchhaltung der letzten 100 Jahre kennt und daraus gelernt hat.

… problematische rechtliche Rahmenbedingungen:

In Österreich gibt es in der Gesetzgebung noch bestimmte Hürden, die einen weiteren Digitalisierungsfortschritt verzögern. In vielen anderen Ländern ist es Usus, dass Unternehmen ein verpflichtendes Standard-Audit-File beim Finanzamt vorlegen müssen. Das Standard-Audit-File ermöglicht es, den gesamten Buchungsstoff relativ einfach in die Systeme der Wirtschaftsprüfer zu laden. In Österreich gibt es dieses gesetzlich geregelte Format nicht, wodurch der Datenimport oft sehr mühsam ist. Hierzulande wird vor allem in der Bilanzierung noch sehr viel außerhalb der Systeme gearbeitet – beispielsweise in Excel-Listen. Bevor diese Listen in die Systeme überspielt werden können, müssen erst einmal die hinterlegten Rechenlogiken der Excel-Datei überprüft werden. Hier gibt es seitens der Legislative durchaus noch Nachbesserungsbedarf.

… den Grund, wieso Wirtschaftsbetrug (immer) scheitert:

Wie vereinzelte Skandale immer wieder zeigen, kann ein organisierter Wirtschaftsbetrug sogar eine Zeit lang unbemerkt bleiben, wenn jemand enorm viel kriminelle Energie investiert, um aus allen Ecken konsistent zu manipulieren. Aber – und auch das zeigen diese Skandale – wenn man sich in den systematischen Betrug begibt, kommt man früher oder später an den Punkt, an dem man permanent weitermachen muss, weil der „Way out“ nicht mehr möglich ist. Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Kartenhaus zusammenfällt. Denn umso größer die Lüge wird, desto schwieriger wird es, diese auch aufrechtzuerhalten._

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