Der neue Spielzeugkatalog liegt im Postkasten. Kaum ausgepackt, geht es auch schon los: „Papa, diese Puppe muss ich unbedingt haben. Und diese Pferdekutsche würde richtig gut in meine Sammlung passen.“ Und bevor man überhaupt antworten kann, heißt es: „Aber Mama, meine beste Freundin hat das Spielzeug auch. Warum kannst du mir das nicht kaufen?“ Was folgt, sind dann lange Diskussionen und Kinder, die die Welt nicht mehr verstehen. Thomas Mader, Budgetberater bei Klartext – Präventionseinrichtung des Vereins Schuldnerberatung OÖ – kennt diese Szenarien nur zu gut. Der Finanzexperte beschäftigt sich täglich mit dem Thema Geld und hält Vorträge, in denen er versucht, Eltern zu vermitteln, wie ihre Kinder am besten mit Geld umzugehen lernen.
So rät er dazu, Kindern schon im Alter zwischen drei und vier Jahren zu erklären, was gewisse Dinge wie Lebensmittel oder eben diverse Wünsche kosten. Um beim Beispiel des Spielzeugkataloges zu bleiben, meint Mader: „Man soll seinem Kind vorrechnen, wie lange man arbeiten muss, um sich solche Dinge leisten zu können.“ Zu seiner damals kleinen Tochter sagte Mader, er könne es schon kaufen, aber dann hätte er weniger Zeit für sie, weil er ja länger dafür arbeiten muss. „Anfangs hat das wirklich gut geklappt. Da war die Zeit mit dem Papa schon noch viel wichtiger. Später wollte sie die Sachen dann aber trotzdem haben“, lacht der Budgetberater.
Ein Problem sieht er darin, dass Kleinkinder das Geld oft nicht mehr richtig begreifen. Mama und Papa haben eine Karte und können damit beim Shoppen den Einkaufswagen auffüllen. Mader: „Den Kindern wird dadurch vermittelt, dass sie nur diese Karte benötigen und sich damit alles besorgen können. Dass da aber Leistung dahintersteckt, geht nicht hervor.“ Sein eindringlicher Rat an die Eltern deshalb: so oft es geht in bar zu bezahlen. „Es handelt sich um ein Tauschmittel. Ich leiste etwas und dafür bekomme ich dann etwas. Genau das muss den Kindern vermittelt werden, damit sie den Umgang mit Geld verstehen lernen.“
Doch wann ist nun der richtige Zeitpunkt, um sein erstes eigenes Taschengeld zu erhalten? Der klassische Einstieg ist laut Mader im Alter von sechs Jahren in Kombination mit einem Geldbörserl. Allzu große Sprünge sind mit dem ersten Bargeld aber noch nicht möglich. Denn in der Regel pendelt sich der „Verdienst“ zwischen 50 Cent und einem Euro pro Woche ein. In diesem Alter seien den Schulanfänger:innen ohnehin die „goldenen Münzen am liebsten“. Die Eltern sollen dann mit ihrem Nachwuchs vereinbaren, für welche Dinge das Geld ausgegeben werden darf. „In diesem Preissegment bewegen wir uns von kleinen Süßigkeiten an der Supermarktkassa bis hin zu Zeitschriften. Viel mehr ist da ohnehin nicht möglich. Wir als Eltern haben dann aber kein Vetorecht, welche Zuckerl es letztlich werden sollen“, macht Mader deutlich.
Ab zehn Jahren monatliche Zahlung
Pendelt sich der Großteil der Acht- bis Neunjährigen bei rund zwei Euro Taschengeld pro Woche ein, gibt es laut Statistik mit zehn Jahren die erste spürbare Erhöhung. Dann nämlich wird das Börserl schon mit rund fünfzehn Euro gefüllt. Gravierender Unterschied: In diesem Alter wird der Betrag bereits gern monatlich ausbezahlt. „Entscheidend ist dabei auch immer, was die Kinder damit finanzieren müssen. In dieser Höhe können schon Kleinigkeiten wie ein Eis oder ein Schwimmbadbesuch dabei sein“, rechnet Mader vor.
Mittlerweile können schon Volksschulkinder ein eigenes Taschengeldkonto abschließen. Mader betont aber stets, dass die Kinder zuvor das Geld im GRIFF haben und es richtig BEGREIFEN müssen. Gerade das gemeinsame Einkaufengehen und Preisevergleichen hilft laut dem Experten ungemein. Der Budgetberater berichtet von Rollenspielen in diversen Workshops, in denen Jugendliche die Kosten völlig falsch einschätzen. Sie wüssten zwar, was eine Dose eines Energydrinks oder ein Menü im Fast-Food-Restaurant kosten, beim Preis für einen Liter Milch oder Strom müssen sie aber passen. Einige der jungen Menschen gaben an, 100 Euro im Monat für Lebensmittel zu benötigen. „Das wären dann 3,33 Euro für Frühstück, Mittag- und Abendessen pro Tag. Wenn ich den jungen Leuten das so vorrechne, ernte ich viele verwunderte Blicke“, erzählt Mader.
Für den Finanzprofi ebenfalls ganz wichtig ist, innerhalb der Familie offen über das Kapital zu sprechen. „Wenn etwas nicht leistbar ist, kann es ruhig mit den Kindern besprochen werden. Man muss keine Angst haben, dass sie die finanzielle Situation in der Schule ausplaudern. Im Gegenteil, sie fühlen sich wertgeschätzt, so miteinbezogen zu werden.“
Ein Fehler, den laut Mader immer noch viele Eltern begehen, sind die sogenannten Bonuszahlungen. „Wenn du den Geschirrspüler ausräumst, dann bekommst du fünf Euro dafür“, um nur ein Beispiel zu nennen. „Das ist ein absolutes No-Go. Eine Familie ist wie eine Wohngemeinschaft. Jede:r hat Rechte und Pflichten. Es geht aber auch nicht, das Geld zu streichen, wenn zum Beispiel das Zimmer nicht aufgeräumt wird“, betont Mader. Nichts spricht allerdings dagegen, wenn man sich das Taschengeldkonto durch einen Ferialjob oder Tätigkeiten wie Rasenmähen oder Autowaschen aufbessert. Wichtig: Die Kinder sollen über ihr Taschengeld frei verfügen können. Eltern sollten die Anschaffungen der Kinder nicht kritisieren. Auch gewisse Fehlkäufe soll man den jungen Menschen zugestehen, denn diese bringen wichtige Erfahrungen._