GEDANKENSPIEL
Was wäre, wenn …
… die Vier-Tage-Woche, bei selbem Gehalt, gesetzlich in Österreich eingeführt werden würde?
Jakob Reichsöllner: Das ist ein spannendes Konzept, das wir uns gerade genau ansehen. Im Vordergrund für die Mitarbeitenden steht allerdings aus unserer Sicht die Flexibilität, sich die Arbeitszeit frei einteilen zu können.
Michael Hintenaus: Organisatorisch wäre die Vier-Tage-Woche sicher für viele Unternehmen eine große Herausforderung. Wir selbst haben mitarbeiterfreundliche, hoch flexible Arbeitszeitmodelle. Damit bilden wir bereits jetzt alle Möglichkeiten von Teil- bis Vollzeit, unterschiedlichen Wochenarbeitstagen, Homeoffice- und Präsenzzeiten ab.
… eine reguläre Woche bei einem Vollzeitjob plötzlich nur noch maximal 30 Arbeitsstunden hätte?
Jakob Reichsöllner: Der Bedarf an Arbeitskräften würde stark steigen. Insbesondere im Lichte des Arbeitskräftemangels sehen wir dieses Konzept derzeit nicht als erfolgsversprechend. Wichtiger sind aus unserer Sicht flexible Zeitkonten, die es Mitarbeiter:innen ermöglichen, nach Bedarf die wöchentlichen Arbeitszeiten anzupassen.
Michael Hintenaus: Eine generelle Reduktion der Vollarbeitszeit auf 30 Stunden wäre eine volkswirtschaftliche und wohl auch soziale Herausforderung. Die Arbeit wird schließlich nicht weniger.
… es in Zukunft das klassische Büro nicht mehr gäbe, sondern nur noch Homeoffice, Co-Working-Spaces und innovative Bürokonzepte als Dienstorte zur Verfügung stünden?
Jakob Reichsöllner: Das ist die Zukunft der Arbeitswelt – und bei uns zum Teil schon jetzt Realität, zumindest im Angestelltenbereich. Wir bieten neben der Möglichkeit zum Homeoffice auch Co-Working-Spaces und sogenannte „Denkerzellen“ an, um in intensiven Phasen hochkonzentriert und allein an Projekten arbeiten zu können.
Michael Hintenaus: Eine komplette Dezentralisierung bedarf sicher einiger Begleitmaßnahmen. Wie sieht es mit der sozialen Komponente innerhalb einzelner Teams aus? Wie und wodurch entsteht Kultur?
… man Hierarchien abschaffen würde und jede:r dafür verantwortlich wäre, sich angemessen selbst zu führen?
Jakob Reichsöllner: Selbstverantwortliches Handeln und vor allem auch eine intrinsische Motivation sind das, was unser Team auszeichnet. Dafür braucht es aber gleichzeitig auch eine gemeinsame Vision und eine für alle klar abgestimmte Mission. Ganz abschaffen lassen sich Hierarchien daher nicht.
Michael Hintenaus: Ein Experiment, das in einigen Fällen erfolgreich war und in vielen Fällen gescheitert ist. Das Abschaffen von Hierarchien allein kann keine Lösung sein. Eine ausgefeilte und passende Organisationsform muss entwickelt, eingeführt und letztendlich auch gelebt werden._