Wer braucht schon Diversity?
Wohin man gerade blickt – das Thema Diversität hat Hochkonjunktur. Und mit ihm die Mythen und Meinungen darüber. Was bringt eine offene Unternehmenskultur wirklich? Ein Gastkommentar.
Das BMW Motoren Werk in Steyr zählt mit einem jährlichen Umsatz von über drei Milliarden Euro zu den grössten Leitbetrieben Oberösterreichs, Gerhard Wölfel sitzt nicht nur heute für unser Covershooting am Steuer - seit mittlerweile sechs Jahren lenkt der Bayer den Betrieb mit über 4.000 Mitarbeitern. Im Interview bekennt er sich, beruflich wie privat, ganz klar zum Standort Steyr - gleichzeitig spricht er seine grossen Sorgen, wie etwa den demographischen Wandel, an und fordert die Politik auf: "Es ist höchste Zeit, dass etwas passiert!"
Dreihundertfünfundvierzigtausend Quadratmeter – auf dieser riesigen Fläche erstreckt sich das gesamte Areal des BMW-Werk-Steyr. Und auf jedem einzelnen Quadratmeter scheint viel zu passieren: In den vergangenen drei Jahren investierte BMW eine Milliarde Euro in das Werk, mehr als 270.000 Benzin- und über 780.000 Dieselmotoren wurden hier 2014 produziert, außerdem ist in Steyr das Kompetenzzentrum für Dieselmotoren der BMW Group angesiedelt. Da bleibt einem erst einmal der Mund offen stehen. Was zugegeben auch an dem frisch polierten weißen Cabrio liegt, in dem wir einen gut gelaunten Gerhard Wölfel fotografieren. Seine Laune ändert sich auch dann nicht, als langsam Schweißperlen auf die Stirn treten. Kein Wunder - die Sonne strahlt, der Himmel ist wolkenlos blau.
Nur wenn man genauer hinsieht, entdeckt man doch ganz deutlich eine Wolke – eine, die immer größer zu werden scheint. Die Wolke setzt sich aus Inhalten zusammen wie immer strenger werdende CO2-Vorschriften, das Voranschreiten alternativer Antriebe und die Steuerbefreiung für Elektro-Dienstautos. Da stellt sich durchaus die Frage: Bedeutet das Ende der Diesel- und Benzinmotor-Ära auch das Ende für Steyr? Investiert man hier in eine Technologie, die längst überholt ist? In Interviews spricht Wölfel immer davon, dass er positiv gestimmt sei für die Zukunft des Werkes in Steyr. Doch wie wird sich die Mobilität in Zukunft entwickeln? Kann der Standort in Oberösterreich wettbewerbsfähig bleiben? Und nicht zuletzt die Frage: Wohin fährt Gerhard Wölfel? Wir nehmen also Platz am Beifahrersitz neben einer starken Führungspersönlichkeit. Und erleben spannende Drehmomente ...
Herr Wölfel, Sie leiten BMW Motoren Steyr seit Juni 2009 und erwähnen immer wieder, Innovationskraft sei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Welche bahnbrechenden Innovationen sind in diesen sechs Jahren hier passiert?
Zum Einen sind es natürlich die Produktinnovationen. Darunter verstehe ich die Weiterentwicklung der Motorentechnik, die wir Tag für Tag vorantreiben. Wesentliche Beispiele dafür sind der Motorengenerationswechsel auf die sogenannten Baukastenmotoren oder der dreifach aufgeladene Dieselmotor, der nur von uns auf diese Weise am Markt verfügbar ist. Wir haben viele Auszeichnungen bekommen – Produktinnovationen sind unser tägliches Brot, dafür arbeiten rund 800 Leute in der Entwicklung. Zum Anderen sind auch viele Prozessinnovationen passiert. All diese Weiterentwicklungen kosten Geld - wir haben seit 2012 eine Milliarde Euro investiert, die Beschäftigtenzahl auf über 4.100 Mitarbeiter aufgestockt und die Fertigungslinien auf die Zukunft ausgerichtet. Man muss konsequent dranbleiben. So macht man einen Standort fit für die Zukunft. Als ich 2009 gekommen bin, herrschte Wirtschaftskrise – doch unser Werk war eines der wenigen Unternehmen in der Größenordnung hier in Österreich, das keine Kurzarbeit angemeldet hat. Warum? Weil wir mit unseren Sozialpartnern innovative Arbeitszeitmodelle entwickelt haben, die ihresgleichen suchen. Neben den Produktinnovationen spielen also auch diese Softfact-Innovationen eine entscheidende Rolle, um hier am Standort erfolgreich wirtschaften zu können und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mit dem i3 und i8 geht BMW auch den Weg Richtung Elektroantriebe – diese werden aber nicht hier an diesem Standort produziert. Welches Potenzial hat der klassische Verbrennungsmotor überhaupt noch?
Keiner hat natürlich die Glaskugel, aber wir gehen davon aus, dass über die nächsten 25 Jahre der Verbrennungsmotor das wesentliche Antriebskonzept bleibt. Die Elektrifizierung ist ein zunehmend bedeutendes Konzept, eben- so die Hybridisierung. Sie leisten wichtige Beiträge zur Erreichung der CO2-Ziele. Und in Megacities wie Peking, Shanghai, New York oder L.A. kann der Elektroantrieb im Bündel mit vielen anderen lokalen Maßnahmen dazu beitragen, die Emissionssituation dieser Ballungszentren nachhaltig zu verbessern. Der Zuzug der Menschen in die Stadt hält ja unvermindert an. Hier sind auch in Sachen individueller Mobilität innovative Lösungen gefragt.
Maßnahmen wie etwa die Steuerbefreiung für Elektro-Dienstautos ebnen diesen Weg zusätzlich. Ist da der Druck bei einem Diesel- und Benzinmotoren- Werk nicht groß?
Wenn man vergleicht, was heute ein Elektrofahrzeug kostet, dann ist die Batterie im Vergleich zum klassischen Motor ein Kostenfaktor. Auch aus diesem Grund ist es richtig, dass man Anreize schafft, um dem Kunden die Angst vor Neuem, vor einer neuen Technologie zu nehmen. Letztlich steht aber das Produkt als Gesamtpaket am Prüfstand: Ein Automobil wird nur dann erfolgreich sein, wenn es dem Kunden den erwarteten Nutzen bringt. Wir haben daher mit unseren BMW i-Modellen konsequent völlig neue Automobile entwickelt - und nicht nur ein bestehendes Modell mit einem E-Motor ausgestattet. Und so können wir das, was wir im Moment produzieren, problemlos verkaufen – beim i8 gibt’s sogar lange Wartzeiten, das ist wirklich ein Klasseauto.
Ein Klasseauto, dessen Antrieb eines Tages auch in Steyr entwickelt und produziert werden könnte? Oder was passiert hier am Standort, wenn das Potenzial des klassischen Verbrennungsmotors ausgeschöpft ist?
Verbrennungsmotoren werden bestimmt noch über Jahrzehnte produziert werden. Das Wachstum wird sich sicher noch lange auf der Verbrennungsmotorseite abspielen, aber auch der Elektromotor wird seinen Anteil haben. An der Historie von Steyr kann man sehen, dass sich das Werk nach den Ansprüchen des Konzerns gewandelt hat. Es ist heute kein reines Dieselwerk mehr, etwa ein Viertel unserer Produktionen sind Benzinmotoren. Und ja, wenn eines Tages überproportional viel Elektromobilität benötigt werden sollte, dann sind die Innovationskraft und das Engagement unserer Facharbeiter hier sicherlich gute Referenzen, vielleicht auch einmal in Sachen E-Mobilität für den Konzern eine Rolle zu spielen.
Stellen Ihnen Ihre Mitarbeiter solche Fragen zur Zukunft?
Ja, wir sind ein sehr zukunftsorientiertes Unternehmen und unsere Mitarbeiter denken deutlich über das Hier und Jetzt hinaus. Das ist eine unserer großen Stärken. Unsere Antwort darauf: Wir wollen uns konsequent weiterentwickeln - technologisch, infrastrukturell, in unseren Arbeitsabläufen. Dazu brauchen wir Flexibilität. Und die Bereitschaft zur permanenten Weiterbildung. Auch wenn es etwas nach Phrasendrescherei klingt: Angst vor neuen Antriebskonzepten? Nein! Wenn wir in unserer Wettbewerbsfähigkeit top sind, dann ist mir auch hinsichtlich neuer Projekte nicht bange.
Über 4.100 Mitarbeiter – das ist natürlich eine enorme Verantwortung, die Sie als Geschäftsführer tragen. Wie geht man mit so einem Druck um?
Die Verantwortung ist letztlich nicht größer als in jedem Kleinbetrieb auch. Das Ganze ist ja auf eine starke Organisation aufgebaut – und ich glaube, ein wesentlicher Punkt ist, dass wir sehr auf Vertrauen setzen. Mir ist wichtig, dass eine gute Führungskultur herrscht – und die zieht sich durch vom Vorarbeiter zum Meister, über den Gruppenleiter zum Abteilungsleiter bis hin zur Geschäftsleitung. Da hat jeder einen Verantwortungsbereich, jeder hat eine Tätigkeit, die er final ausführt und jeder hat Mitarbeiter. Dieser Verantwortung muss man sich bewusst sein. Dazu braucht man eine gewisse Toleranz, Akzeptanz und aber auch eine Ausrichtung, die man hier vorgibt. Und so ist die Anzahl der Mitarbeiter gar nicht das Entscheidende. Es geht darum, wie wir gemeinsam über alle Ebenen führen – Mitarbeiterorientierung ist mir dabei ein großes Anliegen.
Wie sieht diese Mitarbeiterorientierung konkret aus?
Miteinander reden und Sinnvermittlung sind dabei ganz wesentliche Themen. Wir organisieren zum Beispiel regelmäßig Mitarbeiter-Geschäftsführer-Dialoge mit circa 20 Leuten, vom Bandarbeiter bis zum Leiter. Dabei geht’s einfach darum, sich in sehr vertraulichem Rahmen gegenseitig auszutauschen und wirklich ehrlich zu sein. Mich interessiert die Stimmung und ich biete auch an, mit Gerüchten aufzuräumen. Das ist toll, wie die Leute sich dabei öffnen und daraus eine Diskussion entsteht, die das Unter- nehmen weiterbringt, weil wir danach etwas verändern.
Stichwort Diskussion und Veränderung. Welche Veränderungen erwarten Sie sich von der Politik in Bezug auf den Standort Oberösterreich?
Also der Standort ist klasse - lassen’s mich das einfach mal so sagen (er lacht), sonst wäre ich nicht sechs Jahre hier. Das ist mein bisher längster Einsatz und ich hoffe, dass er noch lange andauert. Insofern ist der Standort wirklich ein sehr, sehr schöner aus verschiedenen Gründen. Zum Einen sind wir das größte Motorenwerk hier in der Group und produzieren zur Zeit etwa 50 Prozent aller Motoren, die unser Unternehmen braucht – wobei wir auch schon mal 75 Prozent produziert haben. Das Einzigartige am Standort ist die Flexibilität. Wir haben hier Menschen mit Leidenschaft, mit hoher Leistungsbereitschaft, die einfach, wenn sie das „Warum“ kennen, auch das „Wie“ ermöglichen. Es gibt das, was wir „Steyrer-Geist“ nennen. Gemeinsam können wir innerhalb kürzester Zeit schnell vieles erreichen. Das geht bis hin zur Sonntagsarbeit, die wir in zwei, drei Linien gebraucht haben, weil eine hohe Nachfrage von einem Produkt herrschte. Hätten wir auf diesen Linien keine Sonntagsarbeit hinbekommen, dann hätten wir ein Problem gehabt. Doch wir hatten wesentlich mehr Freiwillige als wir gebraucht haben. So viel zur Leistungsbereitschaft der Österreicher! Deswegen ist Steyr ein toller Standort, an dem es Spaß macht, zu arbeiten und den man hier führen darf. Die andere Seite von Oberösterreich ist aber das Thema Wettbewerbsfähigkeit. Diese Flexibilität, die ich angesprochen habe, die erkaufen wir uns ja teilweise sehr teuer. Und dann stehen wir zwischenzeitlich in einem Wettbewerb mit anderen Standorten, auch BMW- intern. Das macht mir schon Sorgen – weil der Standort neben dem Thema‚teuer erkaufte Zeit’ hohe Steuern hat, hohe Lohnnebenkosten und da hat Österreich in den letzten fünf, sechs Jahren gegenüber Deutschland klar verloren – hinzu kommen ja auch noch Auflagen, Bürokratisierung, Überregulierung. Wir können nur mahnend den Finger Richtung Politik heben und sagen: Passt’s auf, da hat sich etwas zum Negativen verändert, wir müssen hier wieder andere Rahmenbedingungen schaffen! Es ist ja auch schon passiert, dass eine Linie, die ursprünglich für Steyr geplant war, letztlich an einem anderen Standort aufgebaut wurde.
Höchste Zeit also, dass etwas passiert?
Höchste Zeit! Wir haben eine hohe Auslastung und investieren kräftig in den Standort. Aber Erfolg ist kein Selbstläufer, nichts ist in Stein gemeißelt und letztendlich stehen wir im Wettbewerb. Da hat die Politik eine hohe Verantwortung, die Attraktivität des Standortes zu sichern. Wir sind auch im- mer gern dabei, wenn es um Diskussionen mit der Politik geht und geben unsere Empfehlungen ab. Aber es wird halt Zeit, dass man nicht bloß darüber redet, sondern handelt. Es gibt ein paar gute Ansätze wie die Forschungsprämie von zehn auf zwölf Prozent zu erhöhen – aber das allein reicht nicht.
Was braucht es noch dringend?
Es fängt an bei den Kindergärten und Schulen, geht über Wohnungsangebote und Straßenverbindungen bis hin zum Thema Zuwanderung. Ohne Zuwanderung werden wir auf Dauer nicht überleben – wir werden durch den demographischen Wandel irgendwann nicht mehr die Leute haben, die die unterschiedlichen Tätigkeiten machen können. Jetzt spüren wir das noch nicht so sehr – wir sind eine starke emotionale Marke, bei uns klopfen die Leute noch an und wollen gerne hier arbeiten. Aber insgesamt herrscht ein akuter Fachkräfte- und Lehrlingsmangel. Da muss man was dagegen tun, und zwar jetzt! Die Zeit holen wir nicht mehr auf, wenn wir noch länger warten.
Internationalisierung spielt dabei eine große Rolle?
Ja, eine sehr große! Es ist wichtig, dass wir die Menschen überall in die Welt schicken können. Wir unterstützen aus Steyr die Motorenwerke in China und England. Wenn nun das Thema Internationalisierung nicht positiv aufgenommen wird, dann ist das ein Problem. Nicht alle Österreicher sind dafür zu begeistern, für gewisse Zeit in anderen Ländern zu arbeiten. Was kein Wunder ist, wir brauchen offenere Systeme - für Neuankömmlinge in Österreich wie für Rückkehrer. Wir haben viel zu wenige englischsprachige Kindergärten und ein Schulsystem, das Reintegration betreibt. Ich weiß, wovon ich rede, weil meine Tochter vor dem Problem stand, dass sie in England Matura gemacht hat und in Deutschland nicht auf die Uni gehen konnte, weil sie aus Sicht des Systems die falschen Fächer gewählt hatte. Und deshalb frage ich mich: Reden wir da von Europa?
Sie selbst waren der Internationalisierung gegenüber immer offen.
Oh, nein, nein (lacht) ... die Bayern sind doch wie die Österreicher.
Aber Sie waren an verschiedenen Standorten von BMW, bevor Sie nach Steyr gekommen sind.
Ja, das stimmt, weil der Bedarf da war. Und dabei ging’s mir wie jedem Mitarbeiter, der bei uns zum ersten Mal gefragt wird, ob er ins Ausland möchte: Der Magen krampft sich zusammen, die Angst ist groß, die Suche nach Ausreden schreitet voran, der Entscheidungstag kommt näher und man sagt schließlich Ja. Natürlich hat man zunächst ein flaues Gefühl ... aber nach kürzester Zeit war ich sehr froh, dass ich’s gemacht habe, weil man so viel bekommt.
Wie heftig war der Bauchkrampf, als man Sie fragte, ob Sie nach Österreich kommen möchten?
Ach, da war nur Freude!
Ehrlich? Dabei ist das Verhältnis Österreich Deutschland gar kein so einfaches.
Österreich-Deutschland vielleicht nicht. Aber Bayern-Österreich sicher. Ich freute mich wirklich sehr! Ich habe den Standort hier gekannt, weil ich einmal eine Netzwerkstelle besetzt habe, die mich ab und zu nach Steyr gebracht hat. Deswegen war’s einfach eine tolle Herausforderung, mal so ein Motorenwerk leiten zu dürfen ... da brauchte ich keine Krampflöser.
Worauf kommt es an, dass der Auslandsaufenthalt gelingt und man die Entscheidung nicht bereut?
Die Vorbereitung darauf und die Integration sind das Wichtigste. Deshalb haben wir hier bei BMW sehr gute Patenschaft-Systeme, sodass man gleich Anschluss zu anderen Familien findet und sich im alltäglichen Leben gut zurechtfindet – was in Europa natürlich leichter ist als auf anderen Kontinenten. Aber auch in China haben wir mittlerweile schon Leute, die mit oder ohne Kinder bereits dort waren und einem die Angst davor nehmen können. Und wenn man dann erlebt, in einem neuen Umfeld zu arbeiten und dabei Erfolg zu haben, das ist ein unwahrscheinlich schönes Gefühl und gibt einem so viel. Deswegen mache ich das immer wieder gerne... (er schmunzelt) ... aber jetzt nicht mehr. Jetzt bleibe ich gern in Österreich.
Warum gerade Österreich?
Am Anfang habe ich gesagt, ich darf da arbeiten, wo andere Urlaub machen. Und heute empfinde ich das nach wie vor so. Obwohl unser Werk ein Hochleistungsstandort ist.
Sie können sich also tatsächlich vorstellen, hier zu bleiben.
Ja, das stelle ich mir nicht nur vor – ich habe für mich beschlossen, in Österreich meinen Lebensabend zu verbringen.
Was sind in Österreich Ihre nächsten Herausforderungen?
G’scheit Ski fahren lernen (lacht). Nein, das ist wirklich kein Witz, ich werde da bleiben.
Das heißt, Sie wollen hier noch einiges bewegen?
Ja, es gibt noch sehr vieles, das man hier machen kann. Und man macht’s ja nicht allein, sondern arbeitet hier immer in der Gemeinschaft. Das ist die Kultur von BMW. Auch wenn Spieler ausgetauscht werden, bleibt die Strategie vorhanden. Es ist gut, dass hier nicht personenabhängig Richtungen verändert werden, jeder Richtungswechsel schreit ja auch nach Sinnvermittlung und nach dem Warum. Der Anspruch an mich und meine Führungsmannschaft und wiederum deren Führungsmannschaft ist, dass wir hier eine Durchgängigkeit haben - keine revolutionären Geschichten, sondern eine evolutionäre Weiterentwicklung, damit der Standort erfolgreich ist.
Der Erfolg ist aber natürlich – wie Sie vorhin angesprochen haben – auch abhängig von Rahmenbedingungen. Wie optimistisch sind Sie denn, dass Ihre Erwartungen an die Politik erfüllt werden?
Nicht sehr. Ich sehe zumindest jetzt mal keine Anzeichen – von der großen Steuerreform kann man überhaupt nicht sprechen. Die Ausgaben müssen ganz klar gesenkt werden. Ein Unternehmen ist ja auch gezwungen, etwas zu tun, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Dafür braucht es Kreativität, Innovationen und den Mut, Liebgewonnenes auch abzuschaffen. Und da rede ich nicht bloß von Einzelthemen wie etwa zwei Gemeinden zusammenzulegen, das kann auch mal ein harter Schnitt sein. Man muss sich klar sein, dass wir ohne Industrie das Land nicht mehr in dem Wohlstand halten werden können. Man braucht sich ja nur die Entwicklung von anderen Ländern anschauen. In England gab’s keine Industrie mehr – jetzt wird wieder alles mühselig aufgebaut mit Anschubfinanzierungen in Milliardenhöhe, damit sich die Industrie wieder ansiedelt. In den USA bekommt man großzügige ‚Willkommensgeschenke‘ von Grundstücken bis Energie. Und was machen wir? Wir führen quasi über Nacht ein Energieeffizienzgesetz ein, was zu großer Verunsicherung führt. Oder Stichwort Wertschöpfungsabgabe. Dahinter verbirgt sich eine Maschinensteuer. Wenn wir heutzutage unsere Produktion steigern, dann wenden wir dabei auch teilweise Automatisierung an. Mit einer Maschinensteuer werden nun Unternehmen bestraft, die investieren. Das führt schließlich dazu, dass man raus geht aus Ländern wie Österreich und Deutschland. Es muss jetzt wirklich etwas passieren, sonst hab ich ernsthaft Befürchtungen, dass jene Generation, die heute zur Schule geht, einmal nicht mehr die Bedingungen vorfindet, die für ein innovatives, erfolgreiches Wohl- standsland notwendig sind!
Gerhard Wölfel
Die höchste Geschwindigkeit, die Sie je gefahren sind? 305 km/h.
Hoffentlich nicht in Österreich?(lacht) Nein. Da würde ich nachträglich noch eine Anzeige bekommen.
Wenn es die Marke BMW nicht gäbe, welches Auto würden Sie dann fahren? Wahrscheinlich einen Vorkriegswagen - einen MG.
Das sind wunderschöne Autos!
Was könnte sich Deutschland von Österreich abschauen? Das Skifahren.
Und umgekehrt? Das Fußballspielen.
Bei Fußballspielen helfen Sie also immer noch zu den Deutschen?
Oh ja.
Typisch Österreichisch? Die Ruhe und Gelassenheit.
Stichwort Google-Auto. Wenn man überlegt, dass 60 Prozent der Autofahrer in der Innenstadt einen Parkplatz suchen, dann wird es seine Berechtigung im innerstädtischen Verkehr finden – autonomes Fahren in Innenstädten kann ich mir durchaus vorstellen.
Gerhard Wölfels Führungsmotto: Vertrauen reduziert Aufwand und Entscheidung reduziert Komplexität.
„Das bedeutet für mich, dass Führen zu 100 Prozent Vertrauen heißt und nicht Kontrolle. Und: Entscheidungen muss der Chef auch einfach mal fällen, auch wenn wir in einer Demokratie leben, sonst wird man nicht fertig mit einem Thema. Das ist ein Markenzeichen von uns. Natürlich haben wir oft Diskussionen, wo wir drei Tage reden könnten. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man als Chef sagen muss: „Schluss, so machen wir das jetzt.“ Jeder hat ja Recht und das Schöne ist, dass man mit Vertrauen die Entscheidung gemeinsam trifft.“
Wohin man gerade blickt – das Thema Diversität hat Hochkonjunktur. Und mit ihm die Mythen und Meinungen darüber. Was bringt eine offene Unternehmenskultur wirklich? Ein Gastkommentar.
Wer läuft schon freiwillig einen Ultra-Marathon? Dazu braucht es eine enorme Kondition, ausreichend Vorbereitung, gute Unterstützungsmechanismen und einen langen Atem. Dasselbe gilt für den Einsatz für Diversity, Equity und Inclusion in einem großen Konzern. Sandra Brandstetter, Geschäftsführerin der Energie AG Personalmanagement, und ihr DiversiTeam beweisen, dass sie der sportlichen Herausforderung gewachsen sind.
Sind ein internes Kontrollsystem und Risikomanagement tatsächlich unverzichtbare potentielle Steuerungsinstrumente für jedes Unternehmen unabhängig von der Größe, wenn Risiken minimiert und die Effizienz gesteigert werden sollen? Wir fragen bei BDO-Expertin Alice Aichinger nach und wagen den Selbstversuch.
Künstliche Intelligenz, Social Media und inklusive Sprache. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, wie rasant sich die Kommunikationsbranche und die Verantwortung und Aufgaben von Kommunikatoreninnen und Kommunikatoren und PR-Fachleuten im Wandel befinden. Wir wollen von Ingrid Gogl, Präsidentin des Public Relations Verbandes Austria (PRVA) und Director Marketing & Communications bei TGW Logisitics, wissen, welche Themen sie im Moment beruflich und privat umtreiben.
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Worum geht’s? Sport, Kunst oder Musik? Weder noch. Es geht um Unternehmenskultur. Darum, wie wir sie nicht nur pflegen, sondern aktiv weiterentwickeln müssen. Und darum, wie sie das Business beflügelt. Als Compliance-Enthusiast mit langjähriger Erfahrung im Topmanagement und Gründer von „.LOUPE“ – einer Compliance-Software aus der Praxis, für die Praxis – sieht sich Martin Reichetseder auch in der Rolle als Kulturbotschafter.
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