Manfred Haimbuchner
FPÖ Oberösterreich
8.45 Uhr. Ein Landeshauptmann-Stellvertreter. Ein Pressesprecher. Eine Praktikantin. Für ein Bewerbungsgespräch ziemlich viele Personen an einem Tisch. Aber Manfred Haimbuchner hat gerne Menschen um sich, das merkt man sofort. Es ist nicht sein erster Termin heute, er verspätet sich etwas, aber falls dies dem Zeitdruck geschuldet ist, lässt er sich das nicht anmerken. Er ist präsent, aufmerksam und am Ende des Gesprächs zeigt er sich schmunzelnd bereit, das Ganze zu wiederholen, falls denn die Tonaufnahme nicht funktioniert haben sollte. „Dann aber mit einem Glaserl dazu“, sagt er und lacht. Seit Oktober 2015 ist er Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter. Und möchte auch weiterhin „die Zukunft meines Heimatlandes mitgestalten“, wie er sagt. Wir fragen ihn, wie diese Gestaltung konkret aussehen soll.
Was wäre das Erste, das Sie angehen würden, wenn Sie die Verantwortung dafür bekommen?
HaimbuchnerEine der drängendsten Aufgaben ist für die Familien in diesem Land, dass sie sich darauf verlassen können, dass die Schulen geöffnet bleiben, dass es zu keinem Lockdown mehr kommt. Und dann geht’s darum, den Standort Oberösterreich fit für die Zukunft zu machen. Das betrifft die Infrastruktur, darunter verstehen wir Straße, Schiene, Breitband, das Bildungswesen, eine sichere Energieversorgung. Es gibt so viele Themen, da gehen mir die Ideen nicht aus und die Arbeit sicher auch nicht.
Welche Erfahrungen bringen Sie mit, um diese Ideen umzusetzen?
HaimbuchnerEine sehr langjährige Erfahrung. Ich bin selbst Jurist von meiner Ausbildung her, das schadet überhaupt nicht in der Politik. Und auf der anderen Seite kenne ich alle politischen Ebenen. Ich war als sehr junger Mensch im Nationalrat, bin seit 2003 im Gemeinderat meiner Heimatgemeinde und mittlerweile das am längsten dienende Regierungsmitglied in Oberösterreich. Ich weiß daher auch, wie man Dinge umsetzen kann, was realistisch und was utopisch ist.
In der oberösterreichischen Landesregierung sind viele Parteien vertreten. Worauf kommt es an, dass die Zusammenarbeit funktioniert?
HaimbuchnerEs funktioniert tatsächlich mit Respekt und auf Augenhöhe in Oberösterreich – das ist das sogenannte oberösterreichische Klima, das dafür verantwortlich ist, dass etwas weitergeht in diesem Land. Man muss auch die Grenzen seiner Partner kennen. Kompromisse zu schließen ist in der Politik etwas Notwendiges, sollte aber nicht die Regel sein.
Wie beschreiben Sie Ihren Führungsstil?
HaimbuchnerAls kollegial. Alleine kann man nichts bewegen, man braucht dazu Partner in der Regierung, gute Mitarbeiter sowie sehr gute Führungskräfte und die habe ich Gott sei Dank. Ich glaube, für eine Führungspersönlichkeit ist es wichtig, sich nicht mit jedem Detail zu beschäftigen und sich nicht über jedes Problemchen aufzuregen.
Welche Ereignisse haben Sie im vergangenen Jahr am meisten geprägt?
HaimbuchnerDas war sicher meine schwere Coronaerkrankung samt Aufenthalt auf der Intensivstation. Ja, ich habe dem Tod ins Auge geblickt. Aber ich nehme sehr viel Positives mit. Ich bin wieder vollständig gesund. So eine Erkrankung zeigt einem auch, was im Leben wirklich wichtig ist.
Was sehen Sie jetzt anders als vor Ihrer Erkrankung?
HaimbuchnerWichtig ist, festzustellen, dass das Leben weitergeht. Dass wir mit diesem neuen Krankheitsbild leider Gottes leben lernen müssen. Insofern hat sich meine Einstellung geändert – am Anfang hat man noch geglaubt, man kann so ein Virus mit irgendwelchen umfassenden Maßnahmen besiegen. Aber das funktioniert nicht. Ich nehme mir mit, dass man auch in unserer Gesellschaft viel mehr Sorge tragen muss, dass Impfstoffe und pharmazeutische Produkte tatsächlich in Österreich produziert werden, und dass es zu viele Abhängigkeiten in der globalisierten Welt gibt.
Was motiviert Sie dazu, jeden Morgen aufzustehen?
HaimbuchnerVor allem unser dreieinhalbjähriger Sohn Otto. Denn alles, was in der Politik entschieden wird, das betrifft auch mein Kind. Das bewegt mich, das treibt mich an. Und deswegen ist es so wichtig, dass wir eine enkelgerechte, zukunftstaugliche, eine von rationalen Beweggründen getragene Politik machen.
Welche Referenzen qualifizieren Sie für die Stimme bei der Wahl?
HaimbuchnerMeine Arbeit, die ich mit meinem Team in den vergangenen zwölf Jahren geleistet habe. Da waren keine Aufreger dabei, sondern wir haben einfach konsequent und vernünftig gearbeitet. Im Wohnbau, im Naturschutz, im Familienressort, in der Gemeindeaufsicht, im Baurecht, in der Infrastruktur, im Bereich der Sicherheit – wir haben sehr vieles in diesem Land bewegt. Wir waren als Freiheitliche sehr oft Trendsetter für den Bund.
Wie wirkt sich die aktuelle Situation im Bund auf die Wahl in Oberösterreich Ihrer Meinung nach aus?
HaimbuchnerNaja, man sieht, was man an einer schwarz-blauen Regierung hätte. Da hätte man nicht über die S10 diskutiert, da würden wir wahrscheinlich auch schon einen Termin für den Ostring rund um Linz haben. Oder im Bereich Migrations- und Sicherheitspolitik: Das würde es eine Regierung geben, in der man sich nicht gegen Abschiebungen nach Afghanistan ausspricht. Sondern diese einfach durchführen würde. Man hat ja gesehen, was nichtvollzogene Abschiebungen für Folgen in Österreich haben.