Stefan Kaineder
Die Grünen – Die Grüne Alternative OÖ
8.30 Uhr. Ein Dienstag im August. Ein Tag nach dem Tag, an dem diese zwei Schlagzeilen fast zeitgleich aufpoppten: „Alarmierender Bericht des Weltklimarats“ und „S10-Lückenschluss wird doch gebaut“. Wir sitzen an einem runden, hellen Holztisch, überhaupt dominiert Holz das Büro, das früher mal Rudi Anschobers Büro war. Seit 2020 ist Stefan Kaineder Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung, er ist Landesrat für Klimaschutz, Umwelt, Konsumentenschutz und Integration. Einen Hund hat Stefan Kaineder übrigens auch (wie Rudi Anschober), allerdings sitzt dieser heute nicht während des Gesprächs unter dem Tisch (wie das bei seinem Vorgänger üblich war). Also dieser Tisch, das muss man direkt erwähnen, der ist wirklich schön. „Nein“, antwortet Kaineder, „den habe ich nicht selbst gemacht, aber der Esstisch zuhause, der ist mein Werk.“ Holzarbeiten seien seine Leidenschaft, und das, obwohl er studierter Theologe und nicht etwa gelernter Tischler ist. Worauf der dreifache Familienvater Oberösterreichs Zukunft bauen möchte, das erzählt er uns im „Bewerbungsgespräch“.
Wie geht es Ihnen mit den beiden Schlagzeilen von gestern – zum Bericht des Weltklimarats und zum Lückenschluss der S10?
KainederDen Lückenschluss halte ich grundsätzlich für vernünftig, man darf keine naive Politik machen, die fehlenden acht Kilometer kann man natürlich nicht auslassen. In den letzten 40 Jahren ist aber eine falsche Verkehrspolitik betrieben worden. Was vernachlässigt worden ist und was jetzt beginnt, ist das Jahrhundert des Schienenausbaus. Die Summerauerbahn soll zur internationalen Hochleistungsstrecke ausgebaut werden. Das heißt, man kann von Linz nach Budweis in einer Stunde fahren, von Linz nach Prag in zweieinhalb Stunden. Das ist dann eine tatsächliche Alternative für den Schwerverkehr, aber auch für die Pendlerinnen und Pendler. Und das müssen wir jetzt zügig und entschlossen vorantreiben.
Was würden Sie anders machen, wenn Sie Landeshauptmann wären?
KainederIch würde jedes Gesetz, jede Verordnung und vor allem alle Fördermittel des Landes dahingehend überprüfen, ob sie den Klimazielen widersprechen. Die schwarz-blaue Ibizakoalition in Oberösterreich hat den Klimaschutz nicht ernst genommen – nicht ernst genug jedenfalls. Wir haben sechs wichtige Jahre im Kampf gegen die Klimakrise verloren. Das darf uns jetzt nicht noch einmal passieren. Für die nächste Legislaturperiode muss der Klimaschutz oberste Priorität haben.
Wie kommen Sie damit im Industrieland Oberösterreich an?
KainederDas Spannende ist, dass sich dadurch ja auch eine riesige Chance für die oberösterreichische Wirtschaft und Industrie ergibt. Ich habe im letzten Jahr eigentlich alle großen Unternehmen besucht. Die wissen, dass das jetzt auf uns zukommt. Und wenn es uns gelingt, dass die Technologien, die die Welt zur Klimaneutralität braucht, hier in Oberösterreich entwickelt werden, dann können wir damit neuen Wohlstand schaffen. Dafür braucht es jetzt aber mutige Entscheidungen und die wird es wahrscheinlich nur geben, wenn die Grünen mitregieren.
Wie genau stellen Sie sich dieses „Mitregieren“ vor? Also wie viel Prozent erwarten Sie sich bei der Wahl?
KainederViel entscheidender ist für mich, dass die nächste Koalition sozusagen die Grünen als Taktgeber hat. Da ist es gar nicht so wichtig, ob das jetzt zehn, zwölf oder vierzehn Prozent sind, sondern die eigentliche Frage ist: Gibt es nachher eine Beteiligung der Grünen und damit einen Taktgeber für mehr Klimaschutz im Land?
Dieses Land alleine wird das Weltklima nicht retten können – besteht nicht die Gefahr, dass Produktionen in Länder ausgelagert werden, die nicht viel für Klimaschutz übrig haben?
KainederDas stimmt, und dieses Argument ist eigentlich ein Auftrag an die Politik. Wir schaffen in der Politik die Rahmenbedingungen, unter denen die Betriebe klimaneutral werden. Wenn es am Weltmarkt noch nicht rentabel ist, klimaneutral Stahl oder Aluminium zu produzieren, dann muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit das möglich ist. Die Technologie zur CO2-freien Produktion muss hier erfunden werden. Das kann man ein bisschen mit der Entwicklung der Digitalisierung vergleichen. Da fließen 85 Prozent der weltweiten Wertschöpfung in einen kleinen Teil der Vereinigten Staaten Amerikas, ins Silicon Valley. Man muss fairerweise sagen, das haben wir verschlafen. Die Frage ist jetzt: Können wir das Silicon Valley der Klimaneutralität werden? Das wäre ein lohnendes Ziel. Eines, das eine neue Form des Wohlstands schaffen würde.
Bewerbungsbogen
Sefan Kaineder
Was mich am meisten von den anderen Kandidaten unterscheidet_ Als Politiker bin ich wahrscheinlich in einer anderen Generation zu Hause. Ich merke schon, dass es in der Politik sehr häufig dieses alte Denken gibt – dass Umfragen sehr wichtig seien, dass man mit mehr Beton und mehr Asphalt Wohlstand schaffe. Und da ticke ich anders. Ich glaube, dass wir in den nächsten 20 bis 30 Jahren mehr Wohlstand mit mehr Klimaschutz und mehr Zusammenarbeit mit der Natur und nicht gegen sie schaffen können. Dass die Steigerung der Lebensqualität mit intakten ökologischen Naturräumen, in denen wir uns erholen können, einen Wert hat und dass das Fortschritt bringt.
Mein Antrieb für diesen Job_ Worum es uns geht, ist momentan leider augenscheinlicher als je zuvor. Wir stecken mitten in einer Klimakrise und der heurige Sommer hat das eindrucksvoller gezeigt, als wir das bisher gesehen haben. Der Weltklimabericht zeigt: Das wird noch viel schlimmer, wenn wir jetzt nicht wirklich entschlossen dagegen angehen. Und das ist die große Mission, die die grüne Bewegung hat. Deshalb bewerben wir uns, deshalb wünschen wir uns einen klaren Auftrag, um dafür zu sorgen, dass Oberösterreich klimaneutral wird.
Meine 3 Hauptargumente, warum man mir die Stimme geben sollte_
- Wir sind der Garant dafür, dass diese Klimakrise ernst genommen wird.
- Wir sorgen dafür, dass wir das Zubetonieren im Land auf-hören, dass wir vernünftige Raumordnungspolitik betreiben, die dafür sorgt, dass unsere fruchtbaren Äcker und unsere Erholungsräume vor Verbauung geschützt werden.
- Wir sorgen dafür, dass das Zusammenleben aller gut gelingt, dass wir wertschätzend und tolerant in einer offenen Gesellschaft leben können.
Für die nächste Legislaturperiode muss der Klimaschutz oberste Priorität haben.
Stefan Kaineder
Landesrat, Spitzenkandidat Die Grünen
Kleiner Auszug aus dem Lebenslauf …
Mein letztes, echtes Bewerbungsgespräch_ Bei den Grünen werden ja Funktionen von den grünen Mitgliedern gewählt und da ist eigentlich jede Kandidatur ein Bewerbungsgespräch. Von dem her war mein letztes Bewerbungsgespräch vorigen Sommer.
Mein erster Ferialjob_ Ich habe viele spannende Ferialjobs gemacht, zum Beispiel im Gartenbau, das hat jedes Mal meinen Horizont erweitert. Mein allererster war in der voestalpine, da habe ich die Duschen und Bäder für die Schichtarbeiter gereinigt.